Indianische Weisheiten

Die nachstehenden Zitate stammen von Xokonoschtletl, einem Indianer vom Stamm der Azteken aus Mexiko. Es gibt von ihm auch ein sehr schönes Buch ("Was der Wind uns singt", ISBN: 3-576-10691-X, Mosaik-Verlag).

Die Weißen sind in unser Land gekommen und haben unser Land genommen. Sie haben unsere Dörfer niedergebrannt und unsere Frauen vergewaltigt. Sie haben den Büffel erschossen, nur so zu ihrem Spaß. Sie haben uns wegen unserer Tänze und Zeremonien verlacht. Sie haben uns Alkohol gebracht und viele Krankheiten. Nichts war ihnen heilig, vor nichts hatten sie Respekt. Jetzt, wo selbst die Erde an ihrer Respektlosigkeit und an ihrem Übermut siecht, wo sie neue Worte erfinden müssen für die Krankheiten der Erde: Ozonloch und Treibhauseffekt, Ölkatastrophe, Regen, der sauer ist - jetzt, wo sie also selbst krank sind, kommen sie zu uns Wilden und fragen nach unserem Rat und der Weisheit unserer Ahnen. Wir wissen, daß wir alle Brüder sind und daß wir alle eine Mutter haben. Wir helfen, so gut wie wir können. Wir teilen die Weisheit unserer Ahnen. Doch so viel müssen unsere weißen Brüder lernen: behandelt dies alles mit Respekt, denn dies alles ist uns heilig. Und was in Büchern niedergeschrieben ist, ist noch lange nicht getan.

Es werden die Dinge, die ihr Weißen beschließt, mit Zeichen auf ein Stück Papier geschrieben, das Ihr dann in einem Schrank aufbewahrt. Euer Wort für so ein Stück Papier heißt "Vertrag". Doch womit und mit wem wollt Ihr Euch vertragen? Wenn wir mit unseren Brüdern Beschlüsse fassen, dann geschieht dies in einer Versammlung, in der laut und deutlich gesprochen wird, so daß jeder es hören kann, daß jeder Zeuge sein kann: der Kojote draußen vor dem Versammlungsplatz, die Eidechse unter den Gräsern, die kleinen Vögel in den Bäumen, der Bär in den Wäldern, der Puma in den Felsen, der Adler in den Wolken. Und auch die Wolken sind Zeuge und die Bäume, die Gräser, die Felsen. Alle hören mit, alle wissen davon. Welche Schande, wenn einer das Gesprochene bricht. Doch Ihr versteckt Eure Verträge in Schränken und Truhen. Warum macht Ihr das?

Ohne die Frau könnte es den Mann nicht geben. Und ohne den Mann hätte die Frau nie zu existieren begonnen. Mann und Frau sind die halben Kreise, die erst zusammen das Ganze, das Runde bilden. Wir Indianer verstehen eine Religion nicht, die sagt, die Frau wurde aus dem Mann geschaffen. Denn aus wem wurde der Mann geschaffen, wenn nicht aus der Frau?

Seid die Freunde eurer Kinder und vergeßt niemals, daß ihr selbst welche wart. Lehrt sie Gutes, denn die Zukunft liegt in ihrer Hand. Ihr Weißen sprecht immer davon, daß Kinder erzogen werden müssen. Doch schon das Wort "Erziehung" gefällt mir nicht. Ich sehe dabei ein Kind vor mir, an dem "gezogen" wird. Und an etwas ziehen bedeutet nichts anderes als Zwang. Bei uns Erdenmenschen wird dagegen gesagt: "Wir müssen den Kindern bei ihrer Entwicklung helfen."

Menschen, die immer nur arbeiten, haben keine Zeit zum Träumen. Aber nur wer träumt, findet Weisheit. Das Träumen ist für uns Indianer sehr wichtig. Der weiße Mann wird das nicht verstehen, aber in den Träumen erzählen die Medizinen dem Heiler von ihrer Kraft, in den Träumen erfahren wir den Namen, den wir tragen sollen, in den Träumen kündigen sich Ereignisse an, in den Träumen erhalten wir Botschaften, in den Träumen sprechen die Geister zu uns.

Tragt keinen Zorn im Herzen und hegt gegen niemanden Groll. Denkt nicht immer nur an Euch und an Eure eigene Generation. Vergeßt nicht, daß Ihr die Ahnen vieler Ahnen vieler Generationen sein werdet. Denkt an die Kinder der Kinder, die nach Euch kommen werden. Denkt an die, die noch nicht geboren sind und deren Gesichter noch im Schoß unserer Mutter Erde verborgen sind. Denkt an sie, bei allem was Ihr tut.

Ich kam mit einer bronzefarbenen Haut auf die Welt, und ich fühle mich wohl damit. Manche meiner Brüder wurden mit weißer oder schwarzer oder gelber Haut geboren. Man hat sie nicht gefragt, und doch ist es gut so. Es gibt gelbe Rosen, weiße Rosen und rote Rosen, und jede ist schön. Ich hoffe, daß meine Kinder in einer Welt leben werden, in der die Menschen aller Hautfarben miteinander auskommen und zusammen arbeiten, ohne daß die Mehrheit versucht, die anderen nach ihrem Willen umzuformen.

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