Niederländisch für Anfänger:
Diese Sprache ist gar nicht so schwer, wie man denkt. Vieles ist dem Deutschen recht ähnlich, und manches kann man sich auch aus dem Englischen ableiten. Doch so weit wollen wir hier gar nicht gehen, sondern lediglich kurz erklären, welche Buchstabenkombinationen der niederländischen Sprache anders ausgesprochen werden als im Deutschen. Denn wenn man die kennt, kann man schon sehr vieles verstehen, und den Rest erledigt ein kleines Wörterbuch. Dazu erklären wir noch im Schnellverfahren ein paar Kleinigkeiten aus der Grammatik - und schon seid Ihr gerüstet für den nächsten Aufenthalt in unserem schönen Nachbarland.
Generell gilt, daß Vokale im Niederländischen prinzipiell immer kurz ausgesprochen werden. Längere bzw. lange Vokale deutet man dagegen explizit durch eine Verdoppelung derselben an. Zum Beispiel beim Mindesthaltbarkeitsdatum "tenminste houdbaar tot... (gefolgt durch Datum)" wird das "tot" auch ganz kurz ausgesprochen! Also "tott". Und das Wort hat dann natürlich auch nix mit "verstorben" zu tun (es bedeutet vielmehr "bis", als Zeitangabe), denn das niederländische Wort dafür lautet "dood" (und da wird das "o" dann tatsächlich lang ausgesprochen).
Die Fälle sind im Niederländischen eigentlich
schon verschwunden, wie man sieht. Nominativ und Akkusativ sind gar
nicht mehr zu unterscheiden (erkennt man letztlich nur an der Stellung
im Satz), Genitiv und Dativ deutet man jeweils mit
Hilfswörtern an.
Im Grunde genommen muß man also nur auf den Singular in der Gegenwartsform achten, denn da sind die Unterschiede. Also gerade mal drei Formen pro Verb. Das ist nicht viel und daher wirklich überschaubar. :-)
Die Stolpersteine - wenn man meint, man hätte alles richtig verstanden... ;-) Wie gesagt, Niederländisch zu erlernen ist im Prinzip überhaupt nicht schwer. Vieles ähnelt dem Deutschen, nur die Grammatik ist wesentlich leichter, weil es bei den Hauptwörtern kaum noch Unterschiede zwischen den Fällen gibt und auch das Konjugieren der Verben sehr viel einfacher gehalten ist als bei uns. Was die Sache dennoch tückisch macht, das ist die verflixte äußere Ähnlichkeit vieler deutscher und niederländischer Wörter miteinander, die aber dummerweise von Land zu Land große Unterschiede in ihrer jeweiligen Bedeutung aufweisen können! Hier liegen daher jede Menge Stolpersteine für diverse Mißverständnisse auf beiden Seiten versteckt. Beispiele gefällig? Bitte sehr:
Diese Liste könnte man natürlich noch beliebig lang
fortsetzen, aber als Beispiel sollte sie auch so schon ausreichen, um
einen Eindruck von den vielen kleinen Stolperfallen zu geben. ;-) Tageszeiten Wir Deutschen sind es ja gewöhnt, den Tag in
Morgen, Vormittag, Mittag, Nachmittag, Abend und Nacht zu unterteilen.
Im allgemeinen meinen wir dann damit ungefähr: von 06:00 Uhr bis 09:00
Uhr ist Morgen, von 09:00 Uhr bis 12:00 Uhr ist Vormittag, von 12:00 Uhr
bis 15:00 Uhr ist Mittagszeit, von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr ist
Nachmittag, von 18:00 Uhr bis 21:00 Uhr ist Abend, und dann bricht nach
dem späteren Abend so langsam mal die Nacht an. Die Niederländer machen
es sich etwas einfacher und haben einfach keine Begriffe für Vormittag
und Nachmittag! Vom frühen Aufstehen bis zu 12:00 Uhr heißt alles
"Morgen", und so begrüßt man sich dann auch mit "Goedemorgen!" selbst zu
Zeiten, wo wir in Deutschland schon "guten Tag!" und nicht mehr "guten
Morgen!" sagen würden. Von 12:00 Uhr bis 18:00 Uhr wird in den
Niederlanden pauschal alles "Mittag" genannt, und die passende Begrüßung
dazu lautet dann auch bis zum Abend hin entsprechend "Goedemiddag!" Weihnachtszeit Spaßig wird es auch in der Weihnachtszeit. Die Niederländer kennen z.B. keine festlich begangene Adventszeit, so wie wir. Die klassischen Adventskränze sind daher unbekannt, und auch die Tradition des heimischen Plätzchenbackens wird man dort größtenteils vergeblich suchen. Der Nikolaus dagegen wird so prächtig gefeiert, wie man es aus deutschen Landen überhaupt nicht kennt. Bei uns wird der Nikolaus ja einfach in die ganze schöne Adventszeit mit "eingebaut", so wie vieles andere auch, und so erscheint er dann einfach nur heimlich in der Nacht vom 05. auf den 06. Dezember, um die Schuhe der Kinder zu füllen, ohne daß ihn jemand dabei sieht. In den Niederlanden dagegen beginnt die Nikolauszeit bereits im November! Der Nikolaus, dort "Sinterklaas" (= heiliger Klaus) genannt, reist immer per Schiff aus Spanien an und wird begleitet von ganzen Heerscharen maurischer Mohren, die in bonbonbunte Pluderhosen und dito Federbarett gewandet sind, und die man "Zwarte Piet" (= schwarzer Peter) nennt. Diese feierliche Ankunft des Sinterklaas ist immer ein nationales Großereignis und beherrscht sämtliche Medien schon mindestens eine Woche vorher! Die Sinterklaaszeit läuft dann von ca. Mitte November bis hin zum 05. Dezember, dem "Pakjesavond" (= Paketeabend), wo die Kinder ihre Geschenke bekommen. In dieser Zeit trifft man überall auf bunt gekleidete Pieten, die in den Straßen umherhuschen (oder hinter den Ladentheken stehen), und wenn man ein braves Kind ist, kann man auch schon vor dem großen Pakjesavond im Dezember ab und zu mal morgens Süßigkeiten im Schuh vorfinden, die ein freundlicher Piet in der Nacht zuvor hineingelegt hat. Am Pakjesavond kommt Sinterklaas dann aber höchstpersönlich selbst vorbei, schmeißt mit viel Schwung Süßigkeiten quer durchs Zimmer - das sogenannte Streugut - und verteilt Geschenke. Ein Klassiker dabei sind riesengroße Schokoladenbuchstaben, denn man erhält unter anderem auch eigentlich immer den Anfangsbuchstaben seines Namens. Versehen sind die Geschenke jeweils mit kleinen frechen Gedichten über einen selbst, die man dann natürlich auch laut vorlesen muß. Am 06. Dezember hat Sinterklaas laut niederländischer Legende Geburtstag, und den will er in Ruhe feiern, darum kehrt er dann nach Spanien zurück und die Sinterklaaszeit ist zuende. Erst jetzt darf man in den Niederlanden die Weihnachtsdeko rausholen, denn Sinterklaas gilt als eine ganz eigenständige Tradition, die absolut nichts mit dem Weihnachtsfest zu tun hat. Daher reagieren die meisten Niederländer auch nur mit kopfschüttelndem Unverständnis, wenn man als unbedarfter Deutscher einfach schon vorher irgendwelche Weihnachtsdeko ins Fenster hängt oder seine Räume damit schmückt. Dafür wird in den Niederlanden aber auch gleich nach Sinterklaas der Weihnachtsbaum aufgestellt (und nicht erst zu Heiligabend, wie wir es aus Deutschland kennen). Zu Weihnachten gibt es in den Niederlanden übrigens traditionell keine Geschenke mehr, obwohl auch festzustellen ist, daß sich die diesbezüglichen Gewohnheiten seit ein paar Jahren doch allmählich ein bißchen ändern. Heiligabend ist dort aber nach wie vor ein ganz normaler Arbeitstag bis abends hin und wird nicht weiter beachtet. Weihnachten selbst beginnt erst mit dem 1. Weihnachtstag und stellt in den Niederlanden ein reines Christenfest dar, zu dem man eben in die Kirche geht - extrem gläubige Menschen besuchen am 1. Weihnachtstag sogar bis zu drei Gottesdienste! - oder eben einfach gemütlich zuhause bleibt und den freien Tag genießt. Doch darüber hinaus hat das Fest keine große Bedeutung und verläuft mehr oder weniger im Sande. Manche Läden haben am 2. Weihnachtstag sogar schon wieder ganz normal geöffnet (ebenso wie am Oster- oder Pfingstmontag). Weihnachtsgeld ist in niederländischen Firmen ebenfalls eine komplett unbekannte Größe. Urlaubsgeld dagegen ist gesetzlich garantiert - sogar Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger erhalten es! Duzen und Siezen Duzen und Siezen - auch das ist in den
Niederlanden so ein Kapitel für sich, denn es wird da etwas anders
gehandhabt als hier in Deutschland. Wir duzen ja im allgemeinen nur
unsere Familienmitglieder und Freunde, während fremde Personen gesiezt
werden (jedenfalls im Großen und Ganzen). Und wenn man sich auch noch
förmlich nach Knigge benehmen möchte, wird das "Du" sogar
erst nach - mehr oder weniger komplizierten - Regeln offiziell angeboten
und oft genug durch den Ritus des "Brüderschaft-Trinkens" besiegelt.
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