Niederländisch für Anfänger:

Diese Sprache ist gar nicht so schwer, wie man denkt. Vieles ist dem Deutschen recht ähnlich, und manches kann man sich auch aus dem Englischen ableiten. Doch so weit wollen wir hier gar nicht gehen, sondern lediglich kurz erklären, welche Buchstabenkombinationen der niederländischen Sprache anders ausgesprochen werden als im Deutschen. Denn wenn man die kennt, kann man schon sehr vieles verstehen, und den Rest erledigt ein kleines Wörterbuch. Dazu erklären wir noch im Schnellverfahren ein paar Kleinigkeiten aus der Grammatik - und schon seid Ihr gerüstet für den nächsten Aufenthalt in unserem schönen Nachbarland.

NL - geschrieben: wird ausgesprochen: Beispiele:
ou au oud (= alt), jou (= dir, dich)
oe u boek (= Buch), oefenen (= üben)
u ü uniek (= einzigartig), bundel (= Bündel)
ij (gilt als EIN Buchstabe!) äi - mit Tendenz zu "ei" ijs (= Eis), mijn (= mein)
-ijk (als Wortendung bei Adjektiven) ick mannelijk (= männlich)
eu ö keuken (= Küche), Euro
sch s-ch (also s und ch getrennt) schat (= Schatz), school (= Schule)
sj sch sjaal (= Schal)
g ch (wie in "lachen") gaan (= gehen), nog (= noch)
ng ng (das "g" bleibt wie im Deutschen) slinger (= Schleuder), kring (= Kreis)
ui eu - mit Tendenz zu "öj" uil (= Eule), huis (= Haus)
z s zelf (= selbst), razen (= rasen, toben)

Generell gilt, daß Vokale im Niederländischen prinzipiell immer kurz ausgesprochen werden. Längere bzw. lange Vokale deutet man dagegen explizit durch eine Verdoppelung derselben an. Zum Beispiel beim Mindesthaltbarkeitsdatum "tenminste houdbaar tot... (gefolgt durch Datum)" wird das "tot" auch ganz kurz ausgesprochen! Also "tott". Und das Wort hat dann natürlich auch nix mit "verstorben" zu tun (es bedeutet vielmehr "bis", als Zeitangabe), denn das niederländische Wort dafür lautet "dood" (und da wird das "o" dann tatsächlich lang ausgesprochen).

In den Niederlanden gilt übrigens Kleinschreibung - nur Satzanfänge und Eigennamen werden groß geschrieben.

 

Deklination:

Nominativ der alte Mann de oude man das kleine Kind het kleine kind
Genitiv des alten Mannes (van) de oude man des kleinen Kindes (van) het kleine kind
Dativ dem alten Mann (aan) de oude man dem kleinen Kind (aan) het kleine kind
Akkusativ den alten Mann de oude man das kleine Kind het kleine kind

Die Fälle sind im Niederländischen eigentlich schon verschwunden, wie man sieht. Nominativ und Akkusativ sind gar nicht mehr zu unterscheiden (erkennt man letztlich nur an der Stellung im Satz), Genitiv und Dativ deutet man jeweils mit Hilfswörtern an.

Im Niederländischen gibt es auch nur zwei bestimmte Artikel - "de" für männlich und weiblich, "het" für sächlich. Der unbestimmte Artikel lautet für alle Geschlechter "een" (ausgesprochen allerdings wie "ünn"). Das Zahlwort für 1 oder die betont ausgedrückte Einzahl (z.B. ich habe nur eine Katze, meine Freundin hat zwei) ist dagegen ein "één" mit Akzenten drauf, und das wird dann auch wirklich wie "een" ausgesprochen.

 

Personalpronomen:

  Possessivpronomen:
ich ik mir/mich mij mein mijn
du
(Sie)
jij
(u)
dir/dich
(Ihnen)
jou
(u)
dein
(Ihr)
jouw
(uw)
er hij ihm/ihn hem sein zijn
sie zij ihr/sie haar ihr haar
es het ihm/ihn hem sein zijn
wir wij uns ons unser onze
ihr jullie euch jullie euer jullie
sie zij ihnen hun ihr hun


 

Konjugation von Verben (am Beispiel von hebben = haben):

ich habe ik heb Im Imperfekt gibt es immer nur zwei verschiedene Formen:

sg.:  ik/jij/hij had
pl.:  wij/jullie/zij hadden
Das Futur wird mit dem Hilfsverb "zullen" und dem Infinitiv gebildet:

ik/jij/hij zal hebben
wij/jullie/zij zullen hebben

Den Konjunktiv bildet man ebenfalls mit "zullen" und dem Infinitiv, aber einer anderen Form:

ik/jij/hij zou hebben
wij/jullie/zij zouden hebben

du hast jij hebt
er/sie/es hat hij/zij/het heeft
wir haben wij hebben
ihr habt jullie hebben
sie haben zij hebben

Im Grunde genommen muß man also nur auf den Singular in der Gegenwartsform achten, denn da sind die Unterschiede. Also gerade mal drei Formen pro Verb. Das ist nicht viel und daher wirklich überschaubar.  :-)

 

Die Stolpersteine - wenn man meint, man hätte alles richtig verstanden... ;-)

Wie gesagt, Niederländisch zu erlernen ist im Prinzip überhaupt nicht schwer. Vieles ähnelt dem Deutschen, nur die Grammatik ist wesentlich leichter, weil es bei den Hauptwörtern kaum noch Unterschiede zwischen den Fällen gibt und auch das Konjugieren der Verben sehr viel einfacher gehalten ist als bei uns. Was die Sache dennoch tückisch macht, das ist die verflixte äußere Ähnlichkeit vieler deutscher und niederländischer Wörter miteinander, die aber dummerweise von Land zu Land große Unterschiede in ihrer jeweiligen Bedeutung aufweisen können! Hier liegen daher jede Menge Stolpersteine für diverse Mißverständnisse auf beiden Seiten versteckt. Beispiele gefällig? Bitte sehr:

Niederländisch: Deutsch:
bellen klingeln (an der Haustür)  /  telefonieren, anrufen
blaffen bellen (Hund)
plechtig festlich (im Sinne von "feierlich")
feestelijk ausgelassene Partystimmung (Bierzelt!)
huur Miete (nein, eben nicht "Hure"! Das wäre dann "hoer")
uur Stunde
klok Uhr (im Sinne von "Wanduhr" - die Armbanduhr ist "horloge")
bel Glocke (siehe oben: "bellen")
gezellig gemütlich (kann auch "gesellig" heißen, wird aber doch meist in der erstgenannten Bedeutung verwendet)
gemoedelijk beschaulich
tuin Garten
hek Zaun
haag Hecke
mist Nebel
mest Mist
schoon sauber
mooi schön
al schon
aardig nett
braaf artig, brav
brutaal frech, kess (und nicht etwa "brutal" - das wäre dann "bruut")
roekeloos leichtsinnig (und nicht etwa "ruchlos"!)
intrigerend spannend-interessant (hat definitiv nichts mit "Intrigen" zu tun!)
typisch merkwürdig, seltsam
raar merkwürdig, seltsam
zeldzaam selten, rar
gekocht gekauft
gekookt gekocht
kleinkind Enkel (ein Synonym zu unserem Wort "Kleinkind" besteht nicht)
enkel Knöchel
rente Zinsen
pensioen Rente
eng gruselig
nauw (Aussprache: "nau") eng (auch: schmal)

Diese Liste könnte man natürlich noch beliebig lang fortsetzen, aber als Beispiel sollte sie auch so schon ausreichen, um einen Eindruck von den vielen kleinen Stolperfallen zu geben.  ;-)
Doch es gibt noch ein paar mehr Möglichkeiten, sich per Mißverständnis ein bißchen in die Nesseln zu setzen. Das hat dann zwar nicht mehr primär etwas mit dem Vokabular zu tun, doch mit den allgemeinen Gepflogenheiten.

Auch hierzu ein paar kleine Beispiele:

Tageszeiten

Wir Deutschen sind es ja gewöhnt, den Tag in Morgen, Vormittag, Mittag, Nachmittag, Abend und Nacht zu unterteilen. Im allgemeinen meinen wir dann damit ungefähr: von 06:00 Uhr bis 09:00 Uhr ist Morgen, von 09:00 Uhr bis 12:00 Uhr ist Vormittag, von 12:00 Uhr bis 15:00 Uhr ist Mittagszeit, von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr ist Nachmittag, von 18:00 Uhr bis 21:00 Uhr ist Abend, und dann bricht nach dem späteren Abend so langsam mal die Nacht an. Die Niederländer machen es sich etwas einfacher und haben einfach keine Begriffe für Vormittag und Nachmittag! Vom frühen Aufstehen bis zu 12:00 Uhr heißt alles "Morgen", und so begrüßt man sich dann auch mit "Goedemorgen!" selbst zu Zeiten, wo wir in Deutschland schon "guten Tag!" und nicht mehr "guten Morgen!" sagen würden. Von 12:00 Uhr bis 18:00 Uhr wird in den Niederlanden pauschal alles "Mittag" genannt, und die passende Begrüßung dazu lautet dann auch bis zum Abend hin entsprechend "Goedemiddag!"

Erhält man in Deutschland die Einladung, man solle zur "Kaffeezeit" erscheinen, weiß jeder, daß es sich dabei um eine Zeit rund um 15:00 - 16:00 Uhr handelt. In den Niederlanden jedoch bedeutet dieselbe Einladung, daß man bereits am Vormittag gegen 10:30 Uhr erwartet wird - denn das ist dort die sogenannte "Kaffeezeit". Apropos - wenn man irgendwo zum Kaffeeklatsch erwartet wird, nimmt man als Gast übrigens immer nur ein Stück Kuchen im Laufe des gesamten Kaffeekränzchens! Oft genug sind die Stücke sowieso schon im Voraus abgezählt, eben für jeden geplanten Gast nur ein einziges (so üppige Kaffeetafeln wie in Deutschland kennt man nämlich in den Niederlanden wirklich nicht). Doch auch wenn mehr vorhanden ist und auch angeboten wird, sollte man sich zurückhalten und bei seinem einzigen Stück Kuchen bleiben. Sonst gilt man nämlich als unmäßig und äußerst schlecht gesittet! Kaffee und Tee darf man sich dagegen gern nachschenken lassen, solange eben Vorrat in der Kanne vorhanden ist.

Weihnachtszeit

Spaßig wird es auch in der Weihnachtszeit. Die Niederländer kennen z.B. keine festlich begangene Adventszeit, so wie wir. Die klassischen Adventskränze sind daher unbekannt, und auch die Tradition des heimischen Plätzchenbackens wird man dort größtenteils vergeblich suchen. Der Nikolaus dagegen wird so prächtig gefeiert, wie man es aus deutschen Landen überhaupt nicht kennt. Bei uns wird der Nikolaus ja einfach in die ganze schöne Adventszeit mit "eingebaut", so wie vieles andere auch, und so erscheint er dann einfach nur heimlich in der Nacht vom 05. auf den 06. Dezember, um die Schuhe der Kinder zu füllen, ohne daß ihn jemand dabei sieht. In den Niederlanden dagegen beginnt die Nikolauszeit bereits im November! Der Nikolaus, dort "Sinterklaas" (= heiliger Klaus) genannt, reist immer per Schiff aus Spanien an und wird begleitet von ganzen Heerscharen maurischer Mohren, die in bonbonbunte Pluderhosen und dito Federbarett gewandet sind, und die man "Zwarte Piet" (= schwarzer Peter) nennt. Diese feierliche Ankunft des Sinterklaas ist immer ein nationales Großereignis und beherrscht sämtliche Medien schon mindestens eine Woche vorher! Die Sinterklaaszeit läuft dann von ca. Mitte November bis hin zum 05. Dezember, dem "Pakjesavond" (= Paketeabend), wo die Kinder ihre Geschenke bekommen. In dieser Zeit trifft man überall auf bunt gekleidete Pieten, die in den Straßen umherhuschen (oder hinter den Ladentheken stehen), und wenn man ein braves Kind ist, kann man auch schon vor dem großen Pakjesavond im Dezember ab und zu mal morgens Süßigkeiten im Schuh vorfinden, die ein freundlicher Piet in der Nacht zuvor hineingelegt hat. Am Pakjesavond kommt Sinterklaas dann aber höchstpersönlich selbst vorbei, schmeißt mit viel Schwung Süßigkeiten quer durchs Zimmer - das sogenannte Streugut - und verteilt Geschenke. Ein Klassiker dabei sind riesengroße Schokoladenbuchstaben, denn man erhält unter anderem auch eigentlich immer den Anfangsbuchstaben seines Namens. Versehen sind die Geschenke jeweils mit kleinen frechen Gedichten über einen selbst, die man dann natürlich auch laut vorlesen muß. Am 06. Dezember hat Sinterklaas laut niederländischer Legende Geburtstag, und den will er in Ruhe feiern, darum kehrt er dann nach Spanien zurück und die Sinterklaaszeit ist zuende. Erst jetzt darf man in den Niederlanden die Weihnachtsdeko rausholen, denn Sinterklaas gilt als eine ganz eigenständige Tradition, die absolut nichts mit dem Weihnachtsfest zu tun hat. Daher reagieren die meisten Niederländer auch nur mit kopfschüttelndem Unverständnis, wenn man als unbedarfter Deutscher einfach schon vorher irgendwelche Weihnachtsdeko ins Fenster hängt oder seine Räume damit schmückt. Dafür wird in den Niederlanden aber auch gleich nach Sinterklaas der Weihnachtsbaum aufgestellt (und nicht erst zu Heiligabend, wie wir es aus Deutschland kennen). Zu Weihnachten gibt es in den Niederlanden übrigens traditionell keine Geschenke mehr, obwohl auch festzustellen ist, daß sich die diesbezüglichen Gewohnheiten seit ein paar Jahren doch allmählich ein bißchen ändern. Heiligabend ist dort aber nach wie vor ein ganz normaler Arbeitstag bis abends hin und wird nicht weiter beachtet. Weihnachten selbst beginnt erst mit dem 1. Weihnachtstag und stellt in den Niederlanden ein reines Christenfest dar, zu dem man eben in die Kirche geht - extrem gläubige Menschen besuchen am 1. Weihnachtstag sogar bis zu drei Gottesdienste! - oder eben einfach gemütlich zuhause bleibt und den freien Tag genießt. Doch darüber hinaus hat das Fest keine große Bedeutung und verläuft mehr oder weniger im Sande. Manche Läden haben am 2. Weihnachtstag sogar schon wieder ganz normal geöffnet (ebenso wie am Oster- oder Pfingstmontag). Weihnachtsgeld ist in niederländischen Firmen ebenfalls eine komplett unbekannte Größe. Urlaubsgeld dagegen ist gesetzlich garantiert - sogar Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger erhalten es!

Duzen und Siezen

Duzen und Siezen - auch das ist in den Niederlanden so ein Kapitel für sich, denn es wird da etwas anders gehandhabt als hier in Deutschland. Wir duzen ja im allgemeinen nur unsere Familienmitglieder und Freunde, während fremde Personen gesiezt werden (jedenfalls im Großen und Ganzen). Und wenn man sich auch noch förmlich nach Knigge benehmen möchte, wird das "Du" sogar erst nach - mehr oder weniger komplizierten - Regeln offiziell angeboten und oft genug durch den Ritus des "Brüderschaft-Trinkens" besiegelt.
Das alles kennt man in den Niederlanden nicht. Gesiezt werden lediglich Respektspersonen jedwelcher Art - oder solche, die nach gesellschaftlichen Normen jedenfalls
eine Art Respektsperson darstellen sollten.
Das sind zum einen Gott (der darf dort wirklich niemals geduzt werden!), das gesamte Königshaus und jeder Richter. Und zum anderen sind es Personen, die deutlich älter sind als man selbst, sowie alte Menschen allgemein und ganz besonders die eigenen Eltern! Der frisch von der Schule kommende Auszubildende wird gegebenenfalls auch den großen Generaldirektor seiner Firma noch siezen, aber das ist bereits ein Grenzfall, da in den meisten Firmen die Hierarchien sehr flach gehalten werden und man sich bei der Arbeit eigentlich generell immer duzt. Das förmliche "Sie" in den Niederlanden ist also immer als eine höfliche Respektsbezeugung anzusehen, nicht aber, um den Unterschied zwischen Fremden und Freunden zu dokumentieren. Daher soll man sich also nicht wundern, wenn man beim Einkaufen von dem Mädel an der Kasse fröhlich geduzt wird oder von einem Wildfremden auf der Straße, der einen nach dem Weg fragt. Das "Du" ist somit die normale Anrede im täglichen Umgang miteinander, und wenn man auf einmal von einem jüngeren Menschen gesiezt wird (sogar, wenn man ihn schon jahrelang gut kennt!), dann heißt das nur eines: Du bist ganz einfach nicht mehr der/die Jüngste, sondern zählst bereits sichtbar zur etwas älteren Generation...  ;-)

Lustigerweise haben die Friesen (nicht aber die ganze andere niederländische Bevölkerung!) in ihrer Kultur und Sprache noch eine dritte Form, die man anwenden kann, wenn man sich nicht ganz schlüssig ist, ob man jemanden nun duzen oder siezen sollte. Dann spricht man diesen Jemand eben einfach in der dritten Person an. Also, wenn ich da irgendwo zu Gast bin, wird man mich vielleicht fragen: "Möchte Iris noch eine Tasse Tee?" statt "möchtest Du" oder "möchten Sie". Klingt zwar erstmal etwas komisch, aber enthebt einen sicher jedweder Peinlichkeit aufgrund unpassender Anrede.

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