Viel ist geschehen...

          

"Hurra, wir leben noch!", so könnte man jetzt rufen, wo wir nach mehrjähriger Online-Abwesenheit wieder da sind. Leider gilt der Ausspruch nicht uneingeschränkt, denn nicht alle Akteure im Rellinger Rosenkatzenhaushalt sind noch vorhanden. Hinter uns liegen Jahre des Umbruchs und des großen Chaos, und ob zukünftig ruhigere Zeiten anbrechen werden, das steht noch immer in den Sternen.

Alles begann damit, daß ich zu Beginn des Jahres 2006 von meinem miesen Job im Callcenter ohne Zukunftsaussichten dermaßen ausgelaugt war, daß es nicht nur zu einem kompletten Burnout, sondern zugleich zu einer heftigen Lungenentzündung kam, von der ich mich kaum noch erholte. Romke konnte das Elend nicht mehr länger mit ansehen (unsere vorübergehende Trennung Ende 2002 hatte glücklicherweise nicht lange vorgehalten), und er brachte mich dazu, den Job umgehend zu kündigen. Dann nahm er mich mit in die Niederlande, wo somit quasi die "Rosenkatzen-Außenstelle Meppel" gegründet wurde. Dazu brauchte es nicht viel, denn immerhin eine Katze war schon da: Fina. Flöckchen und Patch sind dagegen in Rellingen geblieben, denn meine Mutter hing so an den beiden Rackern, daß es unmöglich gewesen wäre, sie ihr wegzunehmen. Und ich lebe außerdem seit meinem Umzug in die Niederlande ständig aus dem Koffer, weil ich natürlich noch immer so viel wie möglich auch in Rellingen sein möchte, um hier nach dem rechten zu sehen. Also wird eifrig gependelt - pro Strecke sind das 400 Kilometer.

Als ich bei Romke in Meppel einzog brauchte ich ungefähr ein ganzes Jahr, um mich erstmal wieder zu erholen. In dieser Zeit lernte ich Meppel gut kennen und lieben. Auch den "Garten", der zum damaligen Zeitpunkt nur aus einem seit Jahrzehnten brachliegenden und total verwilderten Gelände bestand, habe ich mir Stück für Stück angeeignet und daraus im Laufe der Zeit ein kleines aber feines Biotop für Mensch und Tier geschaffen. Durch die großen Bäume (unter anderem ein riesiger Ahorn und ein sicher acht Meter hoher Ilex) herrscht viel Schatten, und so wurde es ein Waldgarten. An ein paar sonnigeren Stellen gibt es aber auch hier nun Rosen, denn als Rellinger Kind komme ich ja aus einer Rosengemeinde, da muß das einfach sein. Zwischen einem vielfältigen Staudenmix, Büschen und Bäumen findet man inzwischen auch noch einen Kübelteich (natürlich ohne Fische, dafür mit Zwergseerosen), Walderdbeeren, Johannisbeeren, Waldmeister, Salbei und andere Kräuter, ein junges Apfelbäumchen sowie eine "wilde Ecke", wo ein paar Wildpflanzen wachsen dürfen. Denn wer Schmetterlinge haben möchte, muß auch Raupen dulden und ihnen etwas zu Essen anbieten. Ja, der Garten ist mein kleines Paradies und die Arbeit darin dient der puren Erholung. Von Frühjahr bis in den späten Herbst hinein blüht immer etwas! So war das auch gedacht.

Im Sommer 2007 erweiterten wir unsere kleine Familie um eine weitere Katze: Ninja, das kleine wilde Teufelchen. Ich trug mich sowieso mit dem Gedanken, für Fina eine Gesellschaft zu holen. Und als wir eines Tages Bekannte besuchten, die einen Bauernhof hatten, tippelte mir Ninja über den Weg. Um mich war es auf der Stelle geschehen, als ich sie sah! Unsere Bekannten erlaubten dann auch, daß wir die Kleine mitnahmen, und ich war restlos begeistert. Fina weniger.... Ninja war ihr wohl von Anfang an zu wild und aktiv, und das störte unsere Große deutlich in ihrer Ruhe. Ein bißchen traurig war ich ja schon, daß Fina ihre ablehnende Haltung beibehielt, aber Ninja behielt trotzdem ihre Fröhlichkeit und wirbelte unser Haus von morgens bis abends durcheinander. Manchmal war das auch ganz schön anstrengend, aber ich fand es meistens lustig. Romke dagegen beklagte des öfteren die interessanten Lochmuster im Wohnzimmervorhang, die seiner Meinung nach nicht wirklich zierend waren, und die deutlich von Ninjas Kletterkünsten herrührten. Und er hat auch den einen oder anderen Schweißausbruch überstehen müssen, wenn Ninja auf seinen (zwar wohlgeordneten, aber dafür turmhohen) Papierstapeln herumkletterte und natürlich von Zeit zu Zeit mitsamt so einem Stapel abstürzte, wobei sie jedes Mal selbstverständlich eine beachtliche Papierlawine mit sich riß. Die nachstehende Sortierarbeit trug dann nicht gerade zur guten Laune des gequälten Hausherrn bei.... die Katze war aber ob des Lamentos längst über alle Berge und feixte keck aus der Krone des alten Holunders herunter. Ja, Ninja brachte Action ins Haus. Und weil sie immer so fröhlich war und mit ihrer Art ganz viel Sonnenschein verbreitete, konnte man ihr auch nie wirklich böse sein, wenn sie mal wieder irgendeinen Mist baute.

Im August 2008 haben Romke und ich dann geheiratet - genau an dem Tag, wo wir uns exakt 25 Jahre lang kannten, und auch genau zu der Uhrzeit, wo wir uns zum ersten Mal über den Weg gelaufen sind (das war damals auf der Geburtstagsfeier einer Kommilitonin von mir, 1983 in Ostfriesland). Eine Standardhochzeit wollten wir nicht - das erschien uns beiden langweilig. Da wir aber beide Fans von Mittelalterfesten sind entschieden wir uns einmütig für diesen Stil. Wir haben sogar einen echten Pranger selbst gebaut als Deko, und unsere Gäste haben sich wie wild darum gerissen irgendetwas anzustellen, wofür sie 30 Sekunden Prangerstrafe kassieren würden  (wir hatten so eine entsprechende Scherzliste erstellt und an die Wand gehängt), nur um da mal drinzustecken. Mein allerbester Freund und Herzensbruder Maarten hatte die Ehre, mich in Rellingen als Brautführer zum Altar zu führen. Ein anderer langjähriger enger Freund, den ich noch von der Schule her kenne, war mein Trauzeuge. Der Typ, das muß man sich vorstellen, ist über 2 Meter groß und ähnlich breit. Und der erschien in eine Mönchskutte gewandet! Man kann sich vostellen: "Bruder Knut" war mit dieser Statur (und er hat auch noch den frommen Blick zum Himmel phantastisch hingekriegt!) der absolute Knüller unter den zahlreichen supergut gelungenen Kostümierungen unserer Gäste. Ach, und über all das Witzige und Kreative, was sich unsere Gäste für uns dann alles haben einfallen lassen, könnte ich sicher noch stundenlang berichten... doch das sprengt den Rahmen dieser Website. Aber ich kann Euch versichern: es war eine wirklich 100%ige Traumhochzeit. Eine, die garantiert niemand jemals mehr vergessen kann, der dabeigewesen ist. Wenn Du aber mal ein paar Fotos sehen willst, dann klick hier.

Doch nur wenig später verfinsterte sich der Himmel. Ein paar Tage nach unserer Hochzeit ging Tini im Rahmen eines Studenten-Austauschprogramms für ein Jahr nach China (Qingdao). Es fiel mir als Mutter natürlich schwer, sie ziehen zu lassen. Aber andererseits: gerade während des Studiums hat man die besten Chancen auch mal die Welt kennenzulernen, und das darf man sich nicht entgehen lassen! Und kaum war sie weg, da erhielt ich die Nachricht, daß Maarten an Krebs erkrankt war. Eine sofort begonnene Chemotherapie brachte keinerlei Besserung. Im Gegenteil - es machte fast den Eindruck, als seien diese Medikamente noch reiner Dünger für die Tumore gewesen! Der Krebs explodierte fast vor lauter Wachstum, und schnell wurde klar, daß mein bester Freund bald sterben würde. Am 3. Januar 2009 ist das auch geschehen. Ich habe seine Hand gehalten, bis sein Herz zu schlagen aufhörte, und ich weiß, daß in dem Moment auch ein nicht unwesentlicher Teil von mir mitgestorben ist. Ich habe für Maarten inzwischen eine Abschiedsseite eingerichtet, die über meine Amsterdamseiten zu erreichen ist (oder klick hier).

Damit begann das bislang schwärzeste Jahr dieses neuen Jahrtausends. Wie meine Freundin Andrea später treffend bemerkte: "Was kann ein Jahr schon Gutes bringen, das mit Maartens Tod begonnen hat?!" Es war auch in der Tat nur der Auftakt von vielen unliebsamen Ereignissen.... Bei Flöckchen kam der Krebs zurück, Ninja kam unter ungeklärten Umständen ums Leben, Romke verlor seinen Job - um nur die allerschlimmsten Ereignisse mal kurz aufzuzählen. Ich verzweifelte abgrundtief. Und das gipfelte im Herbst 2009 darin, daß ich mit einer Angina pectoris kollabierte, worauf sich im Krankenhaus herausstellte, daß ich nur ganz knapp dem Herztod entgangen bin. Zwei Operationen folgten, eine dritte muß minimal noch kommen. Den ganzen Winter lang konnte ich kaum laufen und habe das Haus fast nicht mehr verlassen. Wenn, dann nur noch mit Hilfe eines alten Spazierstocks von Romkes Opa und gaaaaaanz laaaangsaaaam. Ganz wiederhergestellt bin ich noch immer nicht. Vieles kann ich nicht mehr machen, alles ist anstrengend. Und hinzu kommt, daß ich von Natur aus einen sowieso sehr niedrigen (!) Blutdruck habe, was ungewöhnlich ist für Menschen mit koronarer Herzkrankheit. Dummerweise sind in allen Herzmedikamenten aber Blutdrucksenker eingebaut, weil eben fast alle Herzpatienten einen viel zu hohen Blutdruck haben. Man kann sich ausrechnen, was deshalb mit mir passiert: an manchen Tagen ist mein Blutdruck nur noch 103 zu 58. Damit kommt man nicht mehr vom Sofa hoch, sondern liegt halb im Koma, während das Zimmer mit einem Karussell fährt.

Dennoch versuche ich so viel zu machen, wie ich kann. Ich wollte z.B. auch so gern endlich meine Website wieder aufleben lassen, auch wenn ich weiß, daß ich weder die Zeit noch die Power mehr haben werde, jemals wieder so ein fleißiger Webmaster zu sein wie noch vor ein paar Jahren. Man möge diesbezüglich dann auch bitte Nachsicht mit mir üben.

Aber ich kann auch etwas Positives berichten, nämlich, daß ich endlich beruflich den Absprung geschafft habe zu etwas ganz anderem, so wie ich es mir schon lange gewünscht hatte. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und designe jetzt schöne Dekoartikel, die meisten davon sind gehäkelt. Das macht richtig Spaß, und ich kann das sogar dann machen, wenn ich nur auf dem Sofa liege, weil mich der Blutdruck zu sehr plagt. Okay, viel Geld bringt es nicht ein, aber das ist das klassische Künstlerschicksal, wie jedermann weiß. Nach Rellingen komme ich auch noch immer so oft ich nur kann, denn meine Mutter ist inzwischen 83 Jahre alt, und auch mit ihrer Gesundheit geht es langsam bergab. Da muß ich natürlich ab und zu nach dem rechten sehen. Auch Flöckchen habe ich jetzt in Rellingen auf ihrem letzten Weg begleitet und im Arm gehalten. Patch hat im übrigen superliebevoll von Flöckchen Abschied genommen: sie hat ihr ein paar Nasenküßchen gegeben und sie zärtlich abgeschnuppert. Und ich habe noch eine kleine Geschichte zum guten Schluß, die ich Euch gerne erzählen möchte:

 Ich wollte schon lange so eine winkende Glückskatze (japanisch, "Maneki Neko") haben. In Gold, so wie auf der Abbildung zu sehen. Ein Laden bei uns in Meppel verkauft sie, und als ich für den Ladeninhaber vor ungefähr einem Vierteljahr eine kleine deutsche Übersetzung für seine Website gemacht habe, durfte ich mir als Dankeschön eine dieser Katzen aussuchen. Dem asiatischen Glauben nach winkt Maneki Neko das Glück ins Haus und - bei Läden - Kunden in die selbigen. Beides konnte ich gut gebrauchen, fand ich, und stellte die Katze daheim sofort ins Wohnzimmerfenster, das gleichzeitig als Schaufenster für meine Häkelobjekte dient. Doch trotz gut sitzender Batterien wollte die Katze nicht winken. Tja, so war das eigentlich nicht gedacht. Also habe ich nochmal neue Batterien gekauft und ausprobiert, doch wiederum wollte die Katze nicht winken. Romke hat sich dann mal den technischen Aufbau und den Wink-Mechanismus angesehen, konnte jedoch keinen Fehler finden. Der Arm war beweglich, nichts klemmte. Die Kontakte waren okay. Die Batterien frisch. Aber meine Katze saß einfach nur still. Ich fand das zwar ausgesprochen schade, arrangierte mich aber mit diesem Umstand und ließ sie dann eben ohne "Winkewinke" im Fenster stehen. So stand sie nun also seit Wochen. Dann kam der Tag, wo Flöckchen über die Regenbogenbrücke ging. Romke konnte diesmal nicht nach Rellingen mitkommen und war in Meppel geblieben, wo er nun gerade zu dem Zeitpunkt, wo Flöckchen für immer einschlief, draußen vor seinem Haus stand und mit einem Handwerker klönte, der bei uns in der Straße zu tun hatte und vor meinem Fenster stehengeblieben war, weil ihn meine dort gerade ausgestellten Häkelpralinen interessierten. Und während die beiden Männer nun draußen vor dem Fenster standen und reinschauten..... fing plötzlich die Glückskatze an zu winken! Ganz einfach so. Und seitdem winkt sie, sagt Romke. Er ist sonst immer ausgesprochen skeptisch solchen Dingen gegenüber, aber nun passierte es genau vor seiner Nase, ohne daß er eine wirklich stimmige männlich-logische Erklärung dafür finden konnte. Ich möchte es einfach gerne so werten, daß Flöckchen mir/uns auf diese Weise zu verstehen gegeben hat, daß sie drüben auf der anderen Seite gut angekommen ist und es ihr gut geht. Ein letzter Gruß und ein Dankeschön. Jetzt kann ich leichter mit ihrem Verlust leben.

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