Mutter sein dagegen sehr!

Manchmal, nach verhängter Strafe

- sonntags nicht ins Kino gehn -

seh ich mich, das heißt, im Geiste,

vor dem armen Sünder stehn.

* * *

Lieber Sohn, hör ich mich sagen,

Strafe (heißt es zwar) muß sein!

Doch mir leuchten ein paar Zeilen

meiner Rolle nicht ganz ein:

* * *

Muß es "Elternstrenge" geben

in der Welt des Achsobald?

Einmal nur in diesem Leben

ist man dreizehn Jahre alt!

* * *

Ach so bald und arm an Haaren

bist auch Du ein Herr mit Wanst.

Flegel in den Flegeljahren,

flegle Dich solang du kannst!

* * *

Kam Sokrates immer pünktlich nach Hause?

Wusch Holbein sich täglich von Kopf bis Zeh?

Aß Gandhi sein Frühstücksbrot brav in der Pause?

War Napoleon höflich zu seiner Armee?

* * *

Ob Äschylus fleißig sein Verb konjugierte,

etcetera, bleibe dahingestellt.

Ob Hafis sich seine Sandalen polierte?

War Byron stets sparsam mit Taschengeld?

* * *

Sag, Liebster: ob wir nicht zu streng mit ihm sind?

Gewiß, die Prinzipien - ach hol sie der Wind!

Und kommenden Sonntag marschiert unser Sünder

ins Kino. Wie alle verzogenen Kinder.

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