Niederlande oder Holland?
 


 

Richtig ist eindeutig "Niederlande". Die Niederlande sind nämlich - wie Deutschland auch - in verschiedene Bundesländer eingeteilt, die man dort allerdings "Provinzen" nennt. "Holland" wiederum ist ein Gebiet, das (in Nord-Holland und Süd-Holland unterteilt) nur zwei der vorhandenen Provinzen darstellt, aber nicht etwa das ganze Land! Daher ist es wirklich nicht korrekt, wenn man "Holland" als Synonym für den ganzen Staat verwendet, und viele Niederländer hören es auch gar nicht sehr gerne, wenn man es dennoch tut. Speziell die Friesen (mein Mann ist übrigens auch einer) sind da ausgesprochen empfindlich, denn zwischen Holland und Friesland tobt ein ebenso klassischer Krieg wie zwischen Bayern und Preußen. Und so ein stolzer Friese - als Holländer tituliert - kann unter Umständen auch mal ziemlich grantig reagieren, wenn man Pech hat. Darum bedenke: ein Schleswig-Holsteiner ist kein Bayer und andersrum. In den Niederlanden ist es dasselbe in Grün mit den dortigen Provinzen.

Bei der Sprache hingegen darf man ruhig "Holländisch" sagen. Das hat damit zu tun, daß die heute allgemein gängige Amtssprache auch tatsächlich vom Ursprung her aus Holland kommt. Selbstverständlich gibt es zahlreiche Dialekte, so wie es die auch im Deutschen gibt. Und die Friesen haben sogar noch eine ganz eigene Sprache (keinen Dialekt!), die in der Provinz Fryslân (= Friesland) selbst auch eine offizielle zweite Amtssprache ist. Dort sind auch die Ortsschilder zweisprachig.

Die einzelnen Provinzen und ihre Hauptstädte:

Provinz: Hauptstadt: Einige weitere Orte aus dieser Provinz:
Groningen Groningen Delfzijl, Hoogezand-Sappemeer
Fryslân
(Friesland)
Leeuwarden Heerenveen, Harlingen sowie die Inseln Vlieland,
Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog
Drenthe Assen Emmen, Meppel, Hoogeveen
Overijssel Zwolle Enschede, Almelo, Hengelo, Deventer
Flevoland Lelystad Almere, Dronten, Urk
Gelderland Arnhem Nijmegen (Nimwegen), Apeldoorn, Ede, Epe
Noord-Holland Haarlem Amsterdam, Alkmaar, Den Helder, Hilversum,
Zaanstad sowie die Insel Texel
Zuid-Holland Den Haag Rotterdam, Delft, Dordrecht, Leiden, Katwijk
Utrecht Utrecht Amersfoort, Bunschoten, Veenendaal
Zeeland Middelburg Terneuzen, Vlissingen
Noord-Brabant 's-Hertogenbosch Eindhoven, Breda, Tilburg
Limburg Maastricht Venlo, Heerlen, Roermond

Die Haupstadt der gesamten Niederlande ist Amsterdam (in der Provinz Noord-Holland gelegen), der Regierungssitz dagegen ist in Den Haag (gleichzeitig Haupstadt der Provinz Zuid-Holland). Zu den Niederlanden gehören außerdem noch die drei Karibikinseln Bonaire, Sint Eustatius und Saba (= Niederländische Antillen).

Da wir in Meppel (Provinz Drenthe) leben, zählen wir zu den Nordniederlanden. Über diese folgt hier gleich noch ein kleiner touristischer Exkurs. Über die Stadt Meppel selbst habe ich eine separate Seite erstellt.
 

Kurzüberblick über die nördlichen Provinzen der Niederlande:

Unsere Provinz Drenthe (die Hauptstadt heißt Assen) ist ein beliebtes Wander- und Fahrradparadies. Es handelt sich dabei um eine ehemalige Moorlandschaft, in der auch insgesamt 54 prähistorische Grabanlagen, die sogenannten "hunebedden" (= Hünengräber), zu finden sind. Die Landschaft im Westen Drenthes ist stellenweise der Lüneburger Heide nicht unähnlich, wenn man mal einen Vergleich mit deutschen Landschaften heranziehen möchte. Vorzugsweise im Osten von Drenthe ist dagegen noch gut erkennbar, daß es sich tatsächlich um ursprüngliche Moorgebiete handelt. In der Stadt Emmen gibt es außerdem einen der schönsten Tiergärten, den wir kennen. Der "Den Noorder Dierenpark" ist nicht nur optisch ansprechend und an vielen Stellen originell gestaltet (z.B. der eindrucksvolle Ratten-Kanalschacht ist eine wirklich witzige Idee), sondern auch - und das ist gerade für Kinder sehr interessant - mit vielen interaktiven Spielmöglichkeiten ausgestattet, wo man auf anschauliche Weise noch mehr über die Tiere und ihre Lebensweise erfahren kann. Außerdem beinhaltet der Tierpark das sogenannte Biochron, eine Ausstellungshalle mit Schwerpunkt auf der prähistorischen Zeit, mit vielen Fossilien, wunderschönen Mineralien sowie einem integrierten Schmetterlingsgarten.

Im Westen grenzt Drenthe an die Provinz Friesland (Fryslân) mit seiner Hauptstadt Leeuwarden (auf Friesisch "Ljouwert"). Leeuwarden hat ca. 88.000 Einwohner und ist vor allem bekannt geworden als Start- und Zielort der spektakulären "Elfstedentocht (fries.: Alvestêdetocht)", des 200 km langen Schlittschuhrennens durch die elf friesischen Städte - dieses sind Bolsward, Dokkum, Franeker, Harlingen, Hindeloopen, IJlst, Leeuwarden, Sloten, Sneek, Stavoren und Workum. Ein ebenfalls sehr bekannter friesischer Ort ist Heerenveen, der durch die internationalen Eisschnellaufwettbewerbe im Fernsehen des öfteren präsent ist. Sein Eisschnellaufstadion "Thialf" wurde benannt nach einer Figur aus der nordischen Mythologie und war weltweit eine der ersten überdachten Wettkampfstätten dieser Art überhaupt. Zu Friesland gehören auch die Westfriesischen Inseln Vlieland, Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog. Texel dagegen, die größte der Westfriesischen Inseln, gehört verwaltungstechnisch seltsamerweise zu Holland. Die friesische Flagge, die Ihr hier abgebildet seht, erweckt im unbedarften Betrachter den Eindruck, man hätte darin 7 Herzchen abgebildet. Dem ist jedoch nicht so, denn diese "Herzchen" stellen in Wirklichkeit Seerosenblätter ("pompeblêden") dar. Diese Seerosenblätter verweisen symbolisch auf die sieben friesischen Seelande - das waren im Mittelalter selbständige Gebiete entlang der Küste zwischen Alkmaar und der Weser, die sich damals zu einem Verteidigungsbund gegen die Normannen zusammengeschlossen hatten (Westfriesland, Westergo, Oostergo, Hunzingo, Fivelingo, Emsingo und Jeverland).

Im Norden grenzt Drenthe an die Provinz Groningen mit derselbigen Stadt als Hauptstadt. Diese zählt ungefähr 175.000 Einwohner und ist eine Universitätsstadt mit einer überdurchschnittlich jungen Bevölkerung. Für eine Stadt dieser Größe wirkt Groningen noch immer gemütlich und überschaubar, und es gibt zahllose Kneipen und Restaurants, die einen Besuch lohnen. Direkt am Grote Markt befindet sich dann auch die größte Kneipe Europas (das „Drie Gezusters“)  mit 20 Bars auf 4 Etagen. Das Freizeitangebot in Groningen ist vielfältig. Die Stadt hat viele Museen zu bieten, wie z.B. das Groninger Museum, das Natuurmuseum, das Noorderlijke Scheepvaartmuseum (mit integriertem Tabakmuseum) sowie das Nederlandse Stripmuseum. Nein, nein, wir werden hier nicht unanständig! Denn das "Stripmuseum" beschäftigt sich ganz unschuldig mit Comic-Strips, nicht aber mit Striptease. Etwas außerhalb der Stadt liegt dann auch noch der Hortus Haren, ein wunderschöner Botanischer Garten, der einen Besuch sicher lohnt.

Im Süden grenzt Drenthe an die Provinz Overijssel (Hauptstadt: Zwolle), die einst von der deutschen Grenze bis zum IJsselmeer reichte. Im Jahr 1942 jedoch begann man mit der Trockenlegung des südlichen Teils vom IJsselmeer, so daß bis zum Jahr 1975 neues Land gewonnen wurde. Dieses Land war letztlich ca. 48.000 Hektar groß und wurde zur neuen Provinz Flevoland (Hauptstadt: Lelystad). Diese beiden Provinzen sind ein echtes Dorado für Wassersportler, denn auf dem Löwenanteil der Flüsse und Seen kann man gut segeln (wahlweise rudern, Kanu fahren etc.). Entlang des Flusses IJssel liegen einige Orte, die in früheren Zeiten der Hanse zugehörig waren. Zum Beispiel Deventer, Kampen, Zutphen und Zwolle. Einige davon haben noch interessante alte Innenstädte, die eine Besichtigung lohnen! Kampen und Zwolle gehören eindeutig dazu.

 

Klischees und Vorurteile

Klischees gibt es rund um den Globus, und niemals werden sie den Menschen oder Orten, die sie betreffen, wirklich gerecht. Das ist in den Niederlanden natürlich nicht anders. Den gängigen Klischees zufolge sieht es dort ja so aus: man trägt Holzschuhe und Tracht, es steht an jeder Straßenecke eine Mühle, man ernährt sich von Käse, hat lauter Tulpen im Garten, und jeder besitzt einen Wohnwagen hinter'm Auto. Frau Antje lebe hoch! Aber es bedarf wohl nicht großer Phantasie, um eigentlich schon zu wissen, daß die Realität doch ganz anders aussieht. Trachten werden nämlich höchstens noch zu folkloristischen Events für die Touristen getragen, und Holzschuhe hat da meistens auch keiner mehr an den Füßen (obwohl die Dinger echt klasse für den Garten sind - man hat darin immer warme Füße...). Nein, die Niederländer sehen natürlich kein Stück anders aus als wir, und auch die Kultur ist durchaus der unseren ähnlich. Viele Niederländer sprechen auch recht gut Deutsch (außer den echten "Holländern" im Westen - bei denen ist man meistens mit Englisch besser bedient), aber man sollte wenigstens der Höflichkeit Genüge tun und nicht gleich selbstverständlich drauflosplappern, sondern erstmal freundlich nachfragen, ob unsere Sprache vom Gegenüber auch wirklich verstanden wird. Das hat natürlich auch ein wenig mit Geschichte zu tun: immerhin waren die Niederlande während der Nazizeit von Deutschland besetzt. Viele Menschen haben das bis heute nicht vergessen - und noch viel weniger die Arroganz, mit der man damals zu Werke ging! Dieser Ruf der Arroganz haftet uns Deutschen auch heute noch immer stark an. Wer sich jedoch höflich beträgt und sich eventuell obendrein noch die Mühe macht, ein paar Worte oder Sätze Niederländisch zu lernen, der fällt (gerade als Deutscher) super positiv auf und wird für diese kleine Mühe mit großer Freundlichkeit belohnt werden.

Ein weiteres Klischee, mit dem die Niederlande (und speziell Amsterdam) seit Jahren schon stark behaftet sind, ist der Drogenkonsum. Nun, wenn man einmal kurz logisch nachdenkt, dann wird man feststellen, daß es sooooo schlimm nun auch wieder nicht sein kann - denn wenn es wirklich so wäre, wie gerne in den deutschen Medien schwarzgemalt wird, dann wäre ja wohl die halbe niederländische Bevölkerung dauerhaft arbeitsunfähig. Und dem ist natürlich nicht so! Was dagegen aber stimmt, ist, daß mit Cannabis in den Niederlanden - jedenfalls im Vergleich zu Deutschland - sehr tolerant umgegangen wird, da man diese Droge offen in den sogenannten "Koffieshops" kaufen und konsumieren kann. Kann! Man muß natürlich nicht, sondern kann dort auch ganz einfach Tee oder Kaffee trinken. Für den deutschen Durchschnittstouristen ist es aber selbstverständlich schon ein bißchen befremdlich, wenn man sich plötzlich solch einem Aushang gegenüber sieht:

Nur für den recht unwahrscheinlichen Fall, daß einer von Euch jetzt neugierig geworden ist und diese Angebotspalette bei einem Aufenthalt in Amsterdam doch mal zum Spaß ausprobieren möchte, dem sei ausdrücklich gesagt, daß man das dann auch wirklich nur (!) in einem der offiziellen Koffieshops tun sollte. Es gibt nämlich leider auch - vor allem im Bereich des Hauptbahnhofs - genug Leute, die einen auf der Straße anquatschen, ob man nicht etwas kaufen wolle. Das ist erstens auch in den Niederlanden illegal, und man hat zweitens auch keinerlei Kontrolle über das, was diese Herrschaften einem andrehen wollen. Also bitte NIEMALS bei diesen Menschen irgendetwas erwerben!!! Harte Drogen sind übrigens in den Niederlanden, genau wie bei uns auch, strengstens verboten (und das ist auch gut so). Und Alkohol wird man in den Koffieshops vergeblich suchen, da man sagt, der gleichzeitige Konsum von Drogen und Alkohol vertrage sich nicht. Der Genuss mitgebrachter alkoholischer Getränke ist in Koffieshops demzufolge ebenfalls streng untersagt. Im übrigen denkt man in Deutschland immer, daß in den Niederlanden der Handel mit Cannabis als solches legal sei. Dem ist aber gar nicht so! Er ist durchaus illegal, doch die Koffieshops werden "offiziell geduldet", weil ein paar Rechtsfragen seit vielen Jahren strittig sind. Das heißt im Klartext, die Polizei braucht nicht dagegen vorzugehen - und tut es demzufolge auch nicht. In den Rathäusern der verschiedenen Städte und Gemeinden wird unterdessen noch immer heftig diskutiert: manche wollen die Koffieshops gern vertreiben und denken sich daher ständig neue Vorschriften und Auflagen aus, um es den Betreibern so schwer wie möglich zu machen und sie dadurch zur Aufgabe zu drängen. Manche anderen Städte und Gemeinden sehen das dagegen toleranter oder sind sogar für eine endgültige Legitimierung. Der Ausgang dieser Debatte ist momentan noch ziemlich ungewiß und hängt sicher auch langfristig von den allgemeinen Entwicklungen in Europa ab.
 

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