Schöne Bescherung!

Hurra, bald ist Weihnachten! Nur noch fünf Tage! Und ich amüsiere mich täglich über die ganzen Leutchen, die wie die Irren herumstöhnen, sie hätten noch immer keine Geschenke und - noch viel schlimmer - gar keine Ideen für ihre Lieben. Die ganz schweren Fälle reden sich dann damit heraus, daß Weihnachten doch nur (noch) eine kommerzielle Veranstaltung ist, die vom Einzelhandel gefördert und protegiert wird, und verabschieden sich von dem ganzen Zauber. Schade eigentlich. Hier bei uns hat sich dieses Problem noch niemals gestellt - vielleicht, weil wir alle recht romantisch veranlagt sind? Weil wir gerne anderen eine echte Freude machen und schon lange, lange vor dem Fest Ideen sammeln, auswerten und in die Tat umsetzen? Weil wir Spaß am Geheimniskrämern in der Adventszeit haben? Weil wir gerne Päckchen und Überraschungen vorbereiten? Letztlich auch egal, unsere Geschenke sind jedenfalls längst alle an Land, für jeden liebevoll und persönlich ausgesucht. Dafür gibt es aber andere Probleme - nämlich in Form von zwei tütenohrigen kleinen Helfern, die immer und überall ihre kleinen Nasen hineinstecken müssen, vornehmlich natürlich in die Dinge, die sie nichts angehen. Hier also zum Mitgenießen der typische Ablauf eines Chaostages bei den Rellinger Rosenkatzen in der Vorweihnachtszeit...

Nach dem spätmorgendlichen Kaffee und der obligatorischen Lektüre meiner Emails stapfe ich gutgelaunt wieder runter in meine Kellerwohnung mit dem lautstarken Rundruf in der Wohnung, daß mich jetzt bitte ja keiner stören soll. Dann wuchte ich Stück für Stück die Geschenke für meine Lieben vom Wohnzimmerschrank, die dort schon seit längerem (allerdings gut getarnt) lagern und ihrer weiteren Verpackung und Verzierung harren. Prima! Wo war jetzt das Geschenkpapier noch gleich? Jedenfalls nicht dort, wo es sein sollte, stelle ich fest. Also wieder rauf: hat jemand die Papierrollen gesehen? Oma fischt ein paar Rollen aus dem Esszimmer, wo sie selber gerade was eingepackt hat, und drückt sie mir in die Hand. Fein, das hätten wir. Meine große Schere ist verschwunden, die suche ich jetzt aber nicht mehr, denn mit einer kleinen Schere schneidet es sich ebensogut, beschließe ich einfach. Los geht's. Die erste Rolle Papier wird geschnappt und auf Größe taxiert. Patch, die erst noch selig schlafend auf dem Sofa lag und dann angesichts des sich spontan und voluminös in ihre Richtung ausbreitenden Papiers kurzfristig flüchtete, lugt bereits neugierig wieder um die Ecke, noch bevor auch nur das erste Päckchen halbwegs in eine schillernde Hülle gerollt wurde: "Was machst'n daaaaa?" Schon hängt die kleine Katzennase über dem Rand des Papiers und inspiziert den Inhalt. "Patch, das ist nichts für Dich!" "Sicher nicht?!" - die kleine Katzennase kriecht noch weiter über das Papier. Dann beschließt die Tigerine, daß nichts Freßbares im Paket ist und wendet sich enttäuscht ab. Ich wickele weiter und angele nach einer Rolle Tesafilm. Knisternde Geräusche unter dem Tisch. "Patch, ach neeee, Geschenkpapier ist nicht eßbar!!!" Der Katzenblick, der mich daraufhin trifft, beweist das glatte Gegenteil: "Doch, schmeckt gut!" - und die Tigerine kaut ungerührt weiter an der Papierrolle herum. Also hefte ich das Tesa erstmal an den Couchtisch und entferne das Papier aus Patchs Reichweite - sie (die Rolle, nicht Patch) wird erstmal aufs Sofa verfrachtet, dahin, wo ich sie garantiert sicher im Blick habe. Währenddessen plumpst es neben mir vernehmlich. Das war die Tesafilmrolle, die ich doch noch vor ein paar Sekunden sicher an den Tisch gebeppt habe! Wieso plumpst die auf einmal? War ja klar - Flöckchen hat sich ganz leise hereingeschlichen und die Rolle sofort vom Tisch geangelt. Jetzt kegelt sie sie quer durch das Wohnzimmer. Halt, hiergeblieben!!!!! Ich hechte der diebischen Flocke hinterher und fange meinen Tesafilm wieder ein, während es hinter mir raschelt und knackt. Patch ist auf das Sofa mitten in das ausgebreitete Papier mit Päckchen gesprungen und kreiert damit den ultimativ neuen Knitter-Look von Verpackungen. Ich liebe meine Katzen! Hatte ich das schon mal erwähnt?!

Die Katzen werden erstmal vor die Tür gesetzt: geht spielen! Hoffnungsvoll rolle ich ein Bällchen durch den Flur, halbherzig tapsen die beiden Tütenohren hinterher, überlegen es sich auf halbem Weg aber plötzlich anders und kommen wieder zurück ins Wohnzimmer. Zwei treuherzige Blicke: können wir Dir helfen? Nein, könnt Ihr nicht! Geht bitte spielen! JETZT!!! Dieser Vorgang wiederholt sich noch diverse Male, dann haben die beiden erstmal genug und schleichen tatsächlich von dannen. Jetzt aber schnell!!!! In Rekordzeit verpacke ich meine Päckchen und stapele sie vor mir auf dem Couchtisch auf (ist verdammt eng - immerhin prangt der große Adventskranz ja auch noch darauf). Nun folgt Schritt Nummer zwei, die Schleifen und Bänder nämlich. Wo sind die? Ach, sicher oben. Also wieder rauf und ins Arbeitszimmer. Ich öffne schwungvoll die Tür..... "RAUUUUUUUUUS!!!!!" "Oh, äh, entschuldige Tini, ich wollte nur....." "Mamaaaaa, ich packe hier gerade Weihnachtsgeschenke ein!" "Ja, meine liebe Tochter, was meinst Du wohl, was ich bei mir unten auch gerade mache?! Ich brauche auch nur ein paar Schleifen, dann bin ich gleich wieder weg." Die Tür wird gnaden- und kommentarlos direkt vor meiner Nase zugeschlagen, Sekunden später öffnet sich allerdings wieder ein schmaler Spalt, und eine Tüte voll mit Schleifen wird hastig an mich herausgereicht. KLAPP!!! Die Tür wird mir ein zweites Mal vor der Nase zugeknallt. Von drinnen tönt es noch aufmunternd: "Niiiiiiiiiiicht mehr reinkommen! Wehe!!!" Aus der Küche dringt währenddessen ein verführerischer Duft - Oma backt nämlich Plätzchen. Lecker! Aber Teig naschen macht Bauchweh und klebrige Finger rede ich mir ein, und wandere lieber erstmal wieder nach unten. Kekse werde ich essen, wenn ich mit der Arbeit fertig bin! Kaum sitze ich aber mit den Schleifen auf meinem Sofa und beginne die Päckchen damit zu verzieren, sind auch die beiden kleinen Fellterroristen schon wieder da. Wie aus dem Nichts sitzen sie urplötzlich unter dem Tisch und angeln nach den Bändern. Hilfe!!! Die Schmusepfoten finden das ungeheuer witzig. Ich entziehe ihnen das Bändchen, mit dem ich gerade beschäftigt bin, da springen sie hinterher und Patch hängt mir im Knie, Flöckchen im Ärmel. Ein großer Starregisseur aus Hollywood hätte jetzt sicher gebrüllt: "Ich kann so nicht arbeiten!!!!" Aber ich bin kein Star, nicht aus Hollywood und nichtmal ein Regisseur. Also gibt es lediglich einen stummen Schrei und einen leicht gequälten Gesichtsausdruck: schön, wenn der Schmerz nachläßt. Währenddessen hat Flöckchen entdeckt, daß auf dem Tisch auch noch ein voller Beutel mit Katzenleckerlis liegt. Vorsichtig angelnd schiebt sich ein weißes Pfötchen in Richtung des Beutels.... "Nein, Flöckchen, diese Leckerchen gehen nach Amsterdam zu Maartens Katzen!" Flöckchen möchte das ausdiskutieren, notfalls sogar pfotengreiflich. Nach ein paar Minuten zieht sie beleidigt ab und widmet sich wenig später wieder meinen Bändern und Schleifen. Nach einer guten Dreiviertelstunde Tauziehen mit Katzen, Bändern, Glitter und Paketen habe ich es aber endlich geschafft: vor mir auf dem Tisch prangen die schönsten Päckchen aller Zeiten! Wirklich wahr! Man muß dabei nur wissen, daß dieses Jahr Päckchen im Knitterlook mit interessanten Krallenrissen sowie durchgekauten Papierecken und dito Bändern absolut Mode, ja nahezu der letzte Schrei sind! Noch nicht davon gehört? Mensch - Ihr lebt ja hinterm Mond. *grins* Alles nur eine Frage der richtigen Ausrede.... äh... Deklarierung. Und unter dem Tisch sitzen obendrein die schönsten Weihnachtskatzen aller Zeiten: behängt mit erbeuteten Restbändern, Tesa im Fell und Glitzerstaub an den Ohren. Dummerweise hat man in solchen Momenten nie eine Kamera greifbar....

Der Plätzchenduft von oben ist inzwischen unwiderstehlich auch in meine Kellerwohnung gezogen. Schnell räume ich die fertigen Päckchen wieder auf den Wohnzimmerschrank zurück, damit ich mir gleich oben ganz in Ruhe ein paar Schmeckhappen des Backwerks sichern kann. Im Laufschritt die Treppe rauf, rein in die Küche..... und vor mir steht eine fast leere Schüssel, die nur noch eine klägliche Handvoll Kekse beherbergt. André und Tini stehen da, strahlen wie zwei Weihnachtsengel und haben auch die passenden runden Hamsterbacken. Oma grinst: "Tja, es ist kaum noch was da, wie Du siehst. Die Kekse schmecken gut." Ja, ich sehe es. André muffelt mit vollem Mund: "Die sind echt lecker!" und Tini mampft Zustimmung: "... vor allem die mit Clementinenguss!" Ich liebe meine Familie! Hatte ich das schon mal erwähnt? Schnell, bevor auch noch der letzte Keks weg ist, schnappe ich mir zwei oder drei (man ist ja bescheiden) und versuche damit vor den familiären Krümelmonstern zu flüchten. Da klingelt das Telefon. Also Kekse kurz beiseite legen, denn mit vollem Mund zu sprechen ist ja unhöflich! Das Telefonat ist gemütlich und dauert ein geraumes Weilchen.... Schließlich hat man sich dann doch verabschiedet, und ich gedenke mich nunmehr endlich meinen Keksen zu widmen. KEKSE??? Eben waren sie doch noch da?!?! Auf dem Teppich ein paar Krümel, das ist verräterisch. Ich verwandle mich umgehend in Sherlock Holmes, folge der Spur und finde prompt hinter dem Schreibtisch eine zufrieden schnurrende Tigerine mit Unschuldsaugen - und Krümeln im Bart! "Danke, hat prima geschmeckt!" Das sagen heute irgendwie alle hier... Grumpf! Nur ich kann nicht mitreden. So bleibt mir nur zu hoffen, daß Oma sich demnächst doch noch einmal in die Küche stellt und Nachschub backt - und daß ich dann auch wirklich rechtzeitig zur Stelle bin! In fünf Tagen ist Weihnachten.....

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