Happy New Year 2003

Gutes Neues, meine Lieben! Na? Alle schon ausgekatert? Bei uns gibt es zum Glück dieses Jahr keinen Silvesterkater, denn wir haben alkoholfrei gefeiert (najaaaaa - wenn man von der Eierlikörfüllung einiger Berliner mal absieht): ich mag und vertrage sowieso keinen Alkohol, liege schon von einem Fingerhut voll Sekt unter dem Tisch. André und Tini müssen's auch nicht haben, und Oma auch nicht so wirklich. Also haben wir uns gesagt, warum soll man denn aus Tradition Sekt trinken, wenn es eigentlich doch gar keiner will? Klare Sache: wir haben uns statt dessen dieses Jahr erstmalig den alkoholfreien Kindersekt der Geschmacksrichtung "Berry" geholt und dann festgestellt, daß der sehr lecker ist und nunmehr wohl auch die nächsten Jahre zum Anstoßen auf den Tisch kommen wird. Billiger ist er obendrein... Aber nun genug des Geschwätzes über Sekt & Co. Nun haben wir also das neue Jahr, und Zeit wird es für eine kleine Nabelschau. Mir ist zu Beginn eines neuen Jahres sowieso immer ein wenig besinnlich zumute - voll mit Gedanken an das vergangene Jahr und voll der guten Vorsätze für das neue Jahr. Nur haben gute Vorsätze ja bekanntlich eine Halbwertzeit von zumeist noch weniger als nur ein paar läppischen Wochen, und somit habe ich dieses Jahr nur einen einzigen offiziellen Vorsatz gefaßt: nämlich konsequenter zu werden! Das muß doch zu schaffen sein?! Zur Motivation halte ich mir dabei jetzt stets einen Spruch meiner Lieblingsdichterin Mascha Kaléko vor Augen: "Ich bin von Natur aus inkonsequent und ohne Prinzipienreitertalent. Schließt das in letzter Konsequenz nicht ein, die Möglichkeit, auch konsequent zu sein?!" Das klingt gut, das tut wohl. Und Konsequenz brauche ich auch momentan mehr denn je! Ich werde, so habe ich mir nämlich vorgenommen, jetzt ganz konsequent auf Jobsuche gehen. Ich werde auch konsequent versuchen, meine runde Christbaumkugelfigur wenigstens auf eine immerhin geringfügig schmalere Ostereierform zu reduzieren (Osterei passt ja auch eindeutig besser zum nahenden Frühling!). Ich sage auch ganz konsequent: "Ich rauch' im neuen Jahr keine Zigarette mehr......... als bisher!" Ich werde auch konsequent wieder mehr zeichnen und Bücher lesen statt vor dem Fernseher zu hängen. Und vor allen Dingen werde ich konsequent Single bleiben! Jawoll!!! Seit Nikolaus habe ich mich nämlich vom Weihnachtsmann getrennt und bin somit wieder ein freifliegendes Engelchen (schönes Wortspiel, nicht wahr?!)... und das kann jetzt auch gerne so bleiben. Beziehungen sind echt Streß, und ich mag keinen Streß. Punktum! Also: das klingt doch alles schon ganz schön konsequent, oder? Ich finde, ich mache mich gut, was meine Vorsätze angeht. Unsere Katzen haben allerdings scheinbar auch ein paar kleine Neujahrsvorsätze gefaßt! Vor allem Flöckchen, die sich die letzten Jahre ja als durchaus weihnachts- und silvestertauglich zeigte, weil sie den Tannenbaum brav in Ruhe ließ und außer ein paarmal Zusammenzucken auch die Silvesterknallerei einigermaßen problemlos ertrug, legte dieses Jahr erstmalig ein paar neue Macken an den Tag. Aber alles der Reihe nach.....

Zu Weihnachten selbst war hier noch alles in bester Ordnung. Der Baum (eine 2-Meter-Nordmanntanne) stand in vollem Glanze seiner Kugeln, Lichterketten und Silberlametta im Wohnzimmer, und bergeweise Pakete und Päckchen in leuchtend buntem Glanzpapier stapelten sich davor. Ein schönes Bild! In Weihnachtslaune hatte ich übrigens auch Romke trotz der von mir ausgesprochenen Trennung noch mit eingeladen, allerdings "nur" als Freund, nicht aber als "schon-wieder-mal-Partner" (wir führen leider seit Jahren ein Art Jojo-Beziehung....). Und Heiligabend war dann auch alles wirklich schön, so schön und beschaulich, wie eine Familie sich es nur wünschen kann! Nur Flöckchen und Patch guckten ein wenig dumm aus der Wäsche. So sehr, wie ihnen bunte Bänder und Papier sonst Spaß machen - Weihnachten empfanden sie wohl als eindeutig zuviel des Guten, beäugten mißtrauisch das Geschehen und gingen all dem Glitzerkram mehr oder weniger entsetzt aus dem Wege. Aber die Leckerchen aus ihrem eigenen Weihnachtspaket schmeckten ihnen hervorragend, und Patch forderte darüber hinaus lautstark - und selbstverständlich erfolgreich - einen satten Anteil unserer Weihnachtsente ein (Flöckchen steht nicht auf Ente und wurde statt dessen mit Frischkäse verwöhnt). Spät am Abend begab sich die Familie dann zur Ruhe, nachdem die zwei pelzigen Weihnachtskugeln sich auch schon erschöpft irgendwohin verkrümelt hatten, um Ente, Käse und überhaupt Weihnachten erstmal zu verdauen. Und es gab eine stille Nacht, wie im Weihnachtslied.... Überhaupt: wir hatten, und das muß ich echt mal betonen, dieses Jahr eine weiße Weihnacht!!! Normalerweise kennen wir das hier im Hamburger Raum nicht, weil hier zu Weihnachten sonst nämlich ca. 15° plus und Regen wie aus Eimern herrschen. Schon bei nur 3 einzelnen Flocken bricht das große Verkehrschaos aus, weil keiner hier damit umgehen kann. Doch diesmal rieselte der Schnee unaufhörlich herunter und bescherte uns eine Romantik wie im Bilderbuch. Leider drang diese Romantik aber nicht ganz zu mir durch, denn ich bin zu sehr Autofahrer auf der einen Seite und Kältefeind auf der anderen Seite, als daß ich mich wirklich über Schnee freuen könnte: ich denke an rutschige Straßen, Streupflicht (und somit frühes Aufstehen), steifgefrorene Finger trotz Handschuhen und ähnliche Nettigkeiten. Man möge mir die Winterfeindlichkeit verzeihen...

Die nächsten Tage zwischen Weihnachten und Silvester verliefen ruhig. Tini und André fuhren ins Erzgebirge zu Andrés Eltern und Großeltern auf Besuch, und der verbleibende Rest der Familie lümmelte zuhause herum und übte sich im "extreme-couching", allen voran die Katzen natürlich, die diese Sportart ja sowieso schon rund ums Jahr in Perfektion beherrschen! Doch dann kam Bewegung in die Sache..... ab dem 28.12. darf ja bekanntlich Feuerwerk verkauft werden..... und mit den kommenden Knallern knallte es prompt auch noch woanders. Als Tini und André am 30.12. aus ihrem Kurzurlaub zurückkamen, war Romke nicht mehr hier - ich hatte ihn inzwischen gebeten zu gehen nach endlosen Diskussionen über unsere Vorstellungen von Partnerschaft und Verständnis sowie noch einem handfesten Krach, der mein persönliches Faß zu Überlaufen brachte. Traurigkeit, verschwinde also sofort aus meiner Magengrube, Du hast dort nichts zu suchen!!!! Ein gutes Übungsobjekt für Konsequenz übrigens! Somit kam also nur noch Tinis beste Freundin Carina zur Silvesterparty - aber die Frau bringt stets Stimmung für drei mit, gute Laune war also gesichert. Böller und Raketen auch...... denn ich hatte bereits gut Feuerwerk eingekauft, weil ich mir sagte, Tini und André denken da gar nicht dran im Urlaub. Aber die beiden hatten dasselbe umgekehrt von mir auch gedacht und schleppten bergeweise Raketen und Leuchtkugeln ins Haus. Oma schlug glatt die Hände über dem Kopf zusammen, als sie diesen Berg an Pyrotechnik erblickte......

Patch hatte sich schon den gesamten Nachmittag nicht mehr blicken lassen. Das Geböller behagt ihr nicht, aber sie ist schlau: ich fand sie mitten in meinem Kleiderschrank. Platt auf einer Decke lag sie da und versuchte, den ganzen Zauber einfach zu verschlafen. Patch hat nämlich raus, wie man meinen Kleiderschrank aufkriegt, und wenn ihr etwas zuviel wird, zieht sie sich ganz einfach dorthin zurück. Die Tigerine war also gut aufgehoben, sie weiß sich halt zu helfen. Nicht so Flöckchen! Schreckhaft wie sie ist, war sie zunächst gar nicht mehr vom Schoß meiner Mutter herunterzukriegen: "Omaaaaa - halt mich feeeeeest!!!!!!!" Mit tellergroßen Augen und wild rotierenden Öhrchen war sie das personifizierte Leid. Gegen Abend reichte es ihr dann endgültig: die Flocke ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr zu halten und verschwindet wie ein geölter Blitz, als es auch noch auf dem Fernsehschirm beginnt zu feuerwerken. Als sie nach einer Stunde noch nicht wieder da ist, bricht sofort eine große Suchaktion aus: die ganze Familie nebst Carina schwärmt aus und durchforstet das Haus. Jeder Winkel wird abgesucht, jedes Kissen, jede Decke wird einzeln hochgehoben, es wird gelockt und gerufen - Flöckchen bleibt verschwunden. Das drückt natürlich auf die Stimmung: ist der kleine Angsthase etwa durch die Katzenklappe nach draußen gerannt und irrt nun blind vor Panik draußen durch die Kracher und Raketen, die schon den ganzen Abend über von Nachbarn reichlich abgeschossen werden? Flöckchen bleibt nicht mehr aufzufinden, mehrere Stunden lang. Endlich, so gegen halb zwölf, als ich zum xten Male in meine Kellerwohnung runterrenne (zumindestens auch, um der Tigerine im Schrank meine Solidarität zu zeigen und sie ein bißchen zu kraulen), da finde ich das Flöckchen plötzlich in meinem Bett auf ihrer Lieblingswolldecke liegen! Sie zittert und mag sich nicht anfassen lassen, ist aber trocken und warm, also sichtlich nicht draußen gewesen. Zum Glück! Dafür hat sie jetzt den ganzen Bart voller Spinnweben und Staubflocken..... Die Familie spekuliert: wo ist die kleine Dickmadam bloß gewesen?!?! Wir hatten doch alles abgesucht?!?! Nein - eine einzige Ecke hatten wir nicht geguckt, weil das nun wirklich unwahrscheinlich gewesen wäre: hinter der Waschmaschine nämlich. Und genau dort muß sie wohl gehockt haben (wo kämen auch sonst die Spinnweben her?)...... Versteh einer die Katzen! Wir hatten so schöne Ecken zum Verkriechen eingerichtet: komplett dunkel, mit Decken und Kissen ausgepolstert, warm und komfortabel. Aber nein, sie geht hinter die Waschmaschine, wo es kalt und hart und gar nicht mal so dunkel ist, weil die Waschküche ein Fenster ohne Jalousie hat. Also noch ein weiterer Konsequenzvorsatz: nächstes Silvester rechtzeitig (!!!) daran denken, die Katzenklappe zu sperren! Dann braucht man auch die Sorge um eine vermeintlich in Panik verschwundene Katze nicht wieder zu haben....

Jedenfalls können wir nach Flöckchens Wiederauftauchen nun doch noch erleichtert auf das neue Jahr anstoßen und stürmen danach alle hinaus ins Freie, jeder mit einem Stapel Raketen unter dem Arm. Die Katzen bleiben dabei sicher im Haus verstaut, damit sie nicht noch auf dumme Gedanken kommen... Eine gute Stunde lang schießen draußen die bunten Feuerfontänen herum, eine schöner als die andere, und Carina und Tini testen die Stabilität ihres Lieblingsgullis, indem sie Chinaböller darin detonieren lassen: WUMMMMM - die Rellinger Katakomben lassen grüßen, alle eventuell darin wohnenden Kanalratten wandern schlagartig aus. Nach einer guten Stunde haben alle dermaßen steifgefrorene Hände, daß wir den restlichen Knallkram einsammeln und lieber wieder reingehen. Die übrigen 7 Raketen werden dann zu Andrés und meinem Geburtstag im Mai verballert.... Nach dem ersten Auftauen im Warmen naht nun natürlich noch die obligatorische Zeit des traditionellen Silvesterorakels in Form von Bleigießen: jeder hat zwei Versuche. Oma fängt an und gießt einen sehr schönen Katzenkopf und - obwohl sich die Religiosität bei ihr doch ziemlich in Grenzen hält - einen Jesus! Wir witzeln: wirst Du auf Deine alten Tage noch in der Kirchengemeinde aktiv? Oma wehrt dankend ab. Tini fragt sich derweil kopfkratzend, was das Blei ihr denn vorhersagen möchte, denn sie hält inzwischen einen Grotten-Olm und zwei sich küssende Fische in der Hand. Vor allem der Olm bereitet ihr jetzt doch etwas Kopfzerbrechen. Carina "erschafft" mit ihrem Blei einen Zahnarztbohrer sowie einen Dackel, der eine Schnecke zu beißen scheint. Mit der Deutung sind wir etwas überfordert, auch das beiliegende Deutungsheftchen gibt nicht viel her. Die Phantasie treibt Blüten... André dagegen gießt zwei filigrane Vogelnester (das entbehrt jeder Deutung, die sprechen für sich, lol....) und eine interessante Maske, die man allerdings auch gut als Pfau oder Drachenkopf hätte interpretieren können. Und ich kriege gleich ein ganzes Sortiment von Dingen serviert, die mir bis jetzt zu denken geben: ein Lagerfeuer, ein brennendes Herz, ein Basilisk und eine komplette Landschaft mit einer Grotte, vor der ein Baum steht und davor wiederum der Zauberer Merlin, der seinen Stab schwenkt. Deutungshinweise aus der Bevölkerung dringend erbeten.... Scheint ja ein interessantes Jahr zu werden! "Was wohl Romke gegossen hätte, wenn er jetzt hiergewesen wäre?" schießt es mir dann noch kurz durch den Kopf. Ich hätte ihm jedenfalls eine Sonne oder irgendetwas in dieser Art gegönnt - jedenfalls irgendetwas Helles, Warmes und Freundliches, damit er nicht mehr so traurig ist. Aber vielleicht kommt das ja auch ohne Blei? Würd' ich ihm wenigstens wünschen.

Nun haben wir also das neue Jahr, unsere Blei-Orakel und guten Vorsätze und müssen sehen, was wir damit tun. Flöckchen (inzwischen wieder beruhigt) hat sich augenscheinlich vorgenommen, in Zukunft nicht mehr brav und zurückhaltend zu sein, denn seit Neujahr pult sie z.B. mit Begeisterung am Weihnachtsbaum herum und erntet Lametta wo sie kann. Das hat sie vorher nicht gemacht. Und Patch hat sich scheinbar vorgenommen, noch viel schmusiger zu werden als bisher, denn sie weicht mir kaum noch vom Schoß oder aus dem Bett. Und sie ist auch erstmalig an Neujahr nicht mehr losgezogen, um sämtliche herumliegende Blindgänger von Chinaböllern einzusammeln und nach Hause zu tragen, so wie sie es sonst immer getan hat. Das ist natürlich löblich, und ich hoffe, sie bleibt auch dabei. Und in diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein katziges, friedvolles, freudevolles, erfolgreiches und gesundes neues Jahr voller Liebe, mit viel Grund zum Schnurren und nicht zum Knurren. Und das in aller Konsequenz.... Übrigens - mein Song für 2003: "I will survive!"

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