Ach Du lieber Valentin...

Schon Februar... wie doch die Zeit vergeht! Im Garten blinzeln bereits die ersten vorwitzigen Frühlingsboten wie Krokus und Schneeglöckchen vorsichtig mit ihren Blättchen durch den Schnee, und die Tage werden langsam wieder länger und heller. Dafür werden jetzt die Nächte turbulenter, denn es ist wieder die Zeit der großen Sangeskünstler! Damit meine ich allerdings nicht lustige Nachbarn, die spät nach einer feuchtfröhlichen Karnevalsparty heimkehren, sondern die Herren Kater, die bekanntlich in dieser Jahreszeit lautstark um die Herzen der pelzigen Damenwelt buhlen. Das tun sie natürlich auch in Rellingen, wenngleich sich die Anzahl der nächtlichen Sänger im Gegensatz zu früher erheblich reduziert hat: die Herren sind jetzt zu einem Großteil sexuell entschärft und haben somit das Interesse an solchen Veranstaltungen verloren, dem Tierarzt sei Dank! Aber ein paar Exemplare gibt es dennoch, die sich dann natürlich pünktlich nachts um 03:00 Uhr ausgerechnet vor meinem Schlafzimmerfenster versammeln und ihre Arien schmettern. Ich drücke mir das Kissen auf's Ohr und frage mich leicht gequält, für wen sich diese Kater-Machos eigentlich so ins Zeug legen, denn Patch und Flöckchen sind alle beide schon lange kastriert und sollten sich daher nicht weiter empfänglich für männliches Werben zeigen. SOLLTEN! Aber tun sie es auch? Flöckchen zeigt sich in der Tat nicht gerade aufgeschlossen, sondern läßt lediglich irritiert ihre Ohren spielen und kriegt einen Flaschenbürstenschwanz: "Was haben diese Macker in meinem Revier zu suchen?!" Bei Patch bin ich mir dagegen nicht so sicher... kastriert oder nicht, wenn man ihr über den Rücken streicht und dabei in die Nähe ihrer Schwanzwurzel gerät, klappt die Tigerine schlagartig vorne runter, dafür hebt sich der Hintern, und der Schwanz wird erwartungsvoll zur Seite drapiert - das alles noch garniert mit Schnurren und großen, leuchtenden Augen. So auch heute nacht. Ich mache Patch darauf aufmerksam, daß ihr Verhalten echt unanständig ist: wenn wir Menschen uns auch bei der leisesten Berührung gleich so aufreizend hinschmeißen würden... gar nicht auszudenken! Die Tigerine schnurrt noch immer hoffnungsvoll und guckt mich groß an. "Patch, ich kann Dir wirklich nicht helfen! Dafür bin ich einfach nicht zuständig! Such Dir bitte draußen einen passenden Kater aus, es gibt genug!" Patch ist nicht gerade überzeugt - denn sind nicht sonst auch immer die menschlichen Dosenöffner für alle Belange zuständig, die für das kätzische Wohlbefinden erforderlich sind? Na also! Somit kommt sie also auch mit diesem Anliegen vertrauensvoll zu mir anstatt zu ihresgleichen. Die Kater sind ihr suspekt, und meine Nachtruhe ist dahin: draußen die Katermusik, drinnen meine Fellterroristinnen, die alle beide meinen, wenn Mutter eh schon nicht schlafen kann, soll sie sich bitte mit ihnen befassen und sie belustigen.... Suuuuuper! Der Rest der Nacht geht also irgendwie damit drauf, daß ich mit Katzenangel, Bällchen, Laserpointer und Fellmäusen meine zwei Racker unterhalte und dabei meinen wohlverdienten Schlaf erstmal als "abgebrochenes Unternehmen" ad acta lege.

Morgens schleiche ich mich dann mit dunklen Ringen unter den Augen nach oben zum Rest der Familie, um mir erstmal nach dieser Nacht einen schönen Morgenkaffee zu genehmigen. Gerade klappt noch die Badezimmertür zu, und ich höre meine Tochter grummeln: "MÄNNER!!!!!" Oh ja, momentan gebe ich ihr eindeutig recht! Ich denke dabei aber eher an die katzigen als an die menschlichen Exemplare dieser Gattung, denn letztere rauben mir momentan weniger den Schlaf, einfach schon mangels Existenz an meiner Seite. Während ich noch kurz über diese männlichen Umstände nachphilosophiere, rennt mich ein anderer männlicher Umstand fast um, denn André kommt über den Flur geschossen, grinst breit ein "guten Morgen!" und verschwindet ebenfalls im Badezimmer. Hinter der Tür leises Gezeter von Tini, aber das hat nicht viel zu bedeuten - nach einer halben Stunde ausgiebigen Duschens etc. steht sie mit André schon wieder in dicker Umarmung knutschend auf dem Flur. Muß Liebe schön sein.... auch wenn es bei meinem Jungvolk oft genug recht "sizilianisch" zugeht, vom Temperament her gesehen. *grins* Kurz danach, am Frühstückstisch nämlich, wird dann erstmal die Tageszeitung auseinandergenommen, und wir stoßen dabei prompt auf vielfache Hinweise auf den nahenden Valentinstag: 14. Februar, Tag der Liebe, meist natürlich in Verbindung mit Anpreisungen für Pralinenkästen und Blumensträußen dargeboten! Wir diskutieren darüber, und André mutmaßt, diesen Tag habe sich irgendwann wohl mal die Blumenindustrie ausgedacht, um ihre Umsätze zu steigern. Aber dem ist gar nicht so! Und weil ich es mir als Extheologe einfach nicht verkneifen kann zu zeigen, daß von meinen paar Semestern Studium doch noch das eine oder andere hängengeblieben ist, erläutere ich André erstmal, woher der Valentinstag eigentlich kommt... zum Mitgenießen hier auch für Euch, geschätze Leser, ein paar diesbezügliche Infos:

Gestatten? St. Valentin, Heiliger. Er gilt heute als Schutzpatron der Bienenzüchter und Epileptiker ("Valentin = fall nit hin"). Er lebte im 3. Jahrhundert nach Christus und war der Bischof von Terni, einer Stadt in Mittelitalien. Valentin galt als großer Blumenfreund, und soll speziell Liebespaaren auch immer wieder welche geschenkt haben. Zudem hat er auch vielen Liebespaaren geholfen, indem er sie heimlich getraut hat, denn in der damaligen Zeit konnte man ja nicht einfach heiraten wie man wollte, speziell dann nicht, wenn man Sklave oder Soldat war - oder einfach die Eltern etwas gegen die Verbindung hatten. Valentin war allgemein angesehen und sehr beliebt, aber im Jahr 269 n.Chr. hat er sich dann mit dem damaligen römischen Kaiser angelegt und wurde auf dessen Befehl hingerichtet. Sein Sterbetag ist der 14. Februar, und deswegen ist das eben auch heute noch sein Gedenktag - und daher auch der Tag der Liebe und Blumensträuße. Aber nicht nur das, denn der 14. Februar fiel obendrein zusammen mit einem alten römischen Fest, das Lupercalia hieß. Bei diesem Event zogen die ledigen Männer Lose, auf denen die Namen ebenfalls noch lediger Damen standen. Die auf diese Weise "zusammengelosten" Paare feierten dann zusammen das Fest, und bei manchen hat es dann auch tatsächlich gefunkt. Also auch bei den alten Römern hatte der 14. Februar schon lange etwas mit Liebe zu tun. Im 18. Jahrhundert wurden übrigens die Gebeine von St. Valentin nach Krumbach (das liegt westlich von München) in die Kirche St. Michael überführt, wo sie noch heute in einem gläsernen Sarg zu bewundern sind. So populär wie vor 2000 Jahren das Lupercalia-Fest in Rom war, wurde später ersatzweise der Valentinstag, insbesondere in England und Amerika. Dort werden auch heute noch manchmal solche Lose gezogen, wie einst an Lupercalia in Rom. Meistens jedoch schickt man seinem/seiner Angebeteten einfach paar nette Zeilen, Blumen und/oder ein kleines Geschenk als Liebesbeweis - notfalls auch anonym, wenn man sich das anders nicht traut. In Deutschland wurde der Valentinstag in seiner heutigen Form übrigens erst nach dem 2. Weltkrieg so richtig bekannt, erfreut sich dafür aber inzwischen großer Beliebtheit.

Nach diesem historischen Exkurs zu Croissants, Kaffee und Cornflakes plinkert Tini ihren André verliebt an. Der Wink mit dem Hammerstiel wird verstanden, und André verspricht, pünktlich zum 14. Februar mit einem Rosengebinde oder ähnlichem aufzuwarten, damit sie auch ganz sicher kein langes Gesicht macht. Tini erzählt bei dieser Gelegenheit, daß es bei ihr an der Schule auch jedes Jahr Valentinskarten gibt, die man ein paar Tage vorher bei der Schülervertretung erwerben und dann ausgefüllt (auch anonym) wieder abgeben kann, zwecks pünktlicher Verteilung. Leider wird damit aber auch viel Schindluder getrieben, da etliche dieser Karten nur als Jux ausgefüllt werden, um falsche Hoffnungen zu wecken und "chronische Solisten" damit zu brüskieren. Tini selbst hat deswegen seit Jahren eigentlich den alljährlichen Valentinstag regelrecht gehasst, gibt sie zu, aber dieses Jahr ist es natürlich anders: sie freut sich schon jetzt wie ein Schneekönig! Wieder hagelt es verliebte Blicke am Tisch. Muß Liebe schön sein..... *grumpf* ....denn, ich gönne den beiden ihre Liebe aus allertiefstem Herzen heraus, aber als Single sieht man solchen Tagen wie Valentin natürlich eher mit gemischten Gefühlen entgegen, denn man weiß ja im Voraus schon ganz genau, daß der eigene Briefkasten diesmal wohl leer bleiben wird. Ein bißchen Wehmut schleicht sich in solchen Momenten dann schon manchmal ein, und so verkrümele ich mich erstmal wieder in meine Kellerwohnung und vertiefe mich in Betrachtungen: was hat mal ein kluger Mensch gesagt? "Die Ehe ist das gemeinsame Lösen von Problemen, die einem erspart geblieben wären, wenn man nicht geheiratet hätte." Wie wahr! Ruhiger lebt man doch zweifelsfrei ohne Partner. Kein Ehekrach. Keiner, der einem reinquatscht! Keiner, der nervt! Keiner, der einen gerade zum schönsten Spielfilm anruft und unbedingt JETZT vollquasseln muß! Keiner, der einem die ganzen Pläne für den Tag sabotiert! Keiner, der einem das Badezimmer selbst dann noch irgendwie komplett unter Wasser setzt, wenn er nichtmal gebadet, sondern lediglich einen simplen Waschlappen benutzt hat! Keiner, der einen eifersüchtig macht! Keiner, der einem die Bude vollschlampt! Keiner, der einem noch ellenlange Vorträge hält, wenn man doch schon eigentlich längst schlafen möchte und man womöglich am nächsten Tag früh raus muß! Keiner, der dafür dann garantiert schon schläft, wenn man selber sich noch ein bißchen unterhalten möchte! Wie herrlich friedlich das Leben als Single doch sein kann!!! Ach ja?! Nerven oder reinquatschen in die eigenen Pläne tun dafür auch andere, wenn gerade kein Partner da ist (man hat ja dafür schließlich auch eine Familie...). Die Bude vollschlampen kann ich auch ganz alleine recht gut, und vom Schlafen halten mich regelmäßig schon die Katzen ab, auch dafür braucht man also nicht wirklich einen Partner, kriegt aber garantiert denselben Effekt geliefert. Und diese Liste ließe sich noch endlos fortsetzen.... Bin ich also vom Regen in die Traufe geraten? Mir fällt dazu spontan der alte Witz ein: "Ich brauche keinen Mann, denn ich habe schon einen Hund, der den ganzen Tag knurrt, einen Papagei, der flucht, und einen Kater, der nachts entweder spät oder gar nicht erst nach Hause kommt!" Darüber muß ich prompt lachen, und meine Laune hebt sich schlagartig! Unterdessen jammern und jaulen draußen schon wieder ein paar unermüdliche Kater im Garten herum. Das Gejaule erfährt ein schrilles Crescendo und explodiert schließlich in Fauchen und vernehmlichen Pfotenhieben. Kurz darauf knallt lautstark zweimal die Katzenklappe, und ich werde von meinen zwei hereinstürmenden Fellnasen überrannt: Flöckchen rast einmal quer durch mein Wohnzimmer, dreht sich auf dem (Pfoten-)Absatz um und rennt dann doch lieber nach oben in Omas rettende Arme. Patch dagegen schießt wie ein geölter Blitz über Sessel und Kommode hinauf auf den Schrank, äugt von dort aus mißtrauisch nach unten, ob ihr auch ja keiner hinterhergekommen ist, und rollt sich dann erstmal zusammen. Aha! Genug Kater für heute gehabt, Flucht vor Zudringlichkeiten, oder was soll das heißen?! Seufzend sammle ich erstmal zwei Windlichter, einen Plüschbären sowie ein paar Dekosteine vom Boden auf - das hat Patch nämlich gnadenlos alles bei ihrer Flucht auf den Schrank von Sessel und Kommode gefegt. Zum Glück ist aber nichts davon kaputt gegangen. Die Tigerine zeigt sich auch nicht sonderlich beeindruckt von dem Vortrag, den ich noch zu ihr heraufpredige, sondern tut lieber so, als schliefe sie bereits selig und süß. Na, herzliches Dankeschön! Soviel also zum Thema "Aufmerksamkeit"...

Tja, Katzen-Liebe ist.... nein, eben nicht nur gelegentlich ein Kater! Mir fällt nämlich gerade die Geschichte einer meiner früheren Katzen ein, die schon vor knapp 15 Jahren die Regenbogenbrücke überschritten hat. Dieses liebe Tier war zwar auch eine gefürchtete Jägerin, so wie Patch heutzutage, aber sie hatte sich im allgemeinen mehr auf Kaninchen verlagert. Vögel ließ sie dagegen prinzipiell in Ruhe: die konnten auf ihr komischerweise sogar spazierengehen, und sie hat sich nicht gerührt! Zu dieser Katze (Pussi, die Zweite) gibt es eben besagte schöne Geschichte: ich ging damals noch zu Schule und saß gerade nachmittags bei den Hausaufgaben, meine Eltern waren aushäusig, da schepperte es in der Küche. Neugierig habe ich nachgesehen und lugte dazu vorsichtig um die Ecke. Da saß diese Katze doch wirklich auf dem Küchenherd, wo noch ein Topf mit kalten Restkartoffeln vom Mittagessen stand. Den Topfdeckel hatte sie gerade mit geschicktem Pfotenhieb entfernt. Sie griff sich eine der Kartoffeln und sauste über die Küchenterrasse nach draußen. Ich hinterher - und was sah ich? Sie sprang in eine der Kasematten hinein, die ja vor unseren Souterrainfenstern sind (heute vebirgt sich dahinter mein Schlafzimmer), und in dieser Kasematte hockte eine kleine Amsel, die - erst halbflügge! - vermutlich gleich beim ersten Startversuch hineingeplumpst war und nun von alleine nicht mehr herauskam. Und neben der Amsel lagen ein Haufen Katzenfutter sowie diverse bereits geklaute Kartoffeln.... und obendrein flogen auch die Elternvögel ein und aus, fütterten das Küken, und unsere Katzendame saß stolz wie eine Patentante daneben und paßte auf, daß niemand das Idyll störte! Die gesamte Nachbarschaft hat gestaunt, als sich das damals herumgesprochen hatte, und wir konnten die Szenerie durchaus noch eine ganze Weile lang vorführen: Pussi-die-Zweite brachte fast ihr ganzes Futter zu dem Küken und hat es ihm angeboten, und zusammen mit den Altvögeln beschützte sie das Kleine, bis es endlich richtig fliegen und alleine aus der Kasematte herauskonnte. Das ist auch eine Form der Liebe, nicht wahr?!

Auf einmal stupst jemand heftig an meinen Arm, und ein lautstarkes "Miauuuu!!!" reißt mich aus meinen Erinnerungen. Ich drehe mich um und schaue in große, glänzende Katzenaugen. Meine kleine Tigerine ist nämlich wieder vom Schrank heruntergekommen, schnurrt mich an, gibt nochmal heftigst Köpfchen und möchte jetzt schmusen. Und ist nicht auch genau das der springende Punkt?! Zärtlichkeit, Verständnis und Wärme gibt es nämlich ganz einfach vor der eigenen Nase, und das eben nicht nur zum Valentinstag, sondern sogar rund um's Jahr, egal ob man gerade einen festen Partner hat oder nicht! Eine Katze verteilt nämlich auch ihre Liebe (manchmal sogar Geschenke, auch wenn das dann gewöhnlich keine Blumen, sondern Mäuse sind...), und das sogar bedingungslos und ohne jede Diskussion! Patch jedenfalls läßt jetzt die vereinzelt noch immer singenden Kater draußen inzwischen einfach Kater sein, ihre Gelüste von letzter Nacht sind sichtlich verschwunden. Sie kuschelt sich statt dessen gemütlich in meine Arme, und schon ist die ganze Welt für uns beide wieder in Ordnung. Da kommt so richtig Geborgenheit auf! Ach, und was die obligatorischen Valentins-Blumen angeht... ich brauche ja nichtmal die vielbesungenen "Tulpen aus Amsterdam", denn Amsterdam liegt doch so nah (was sind schon 500 Kilometer...), daß ich ganz einfach selber hinfahren und dort den Valentinstag mit meinem besten Freund Maarten und seinen beiden süßen Burmakatzen Sheena und MeiMei verbringen werde! Das schenke ich mir dieses Jahr ganz einfach mal selbst. Und in diesem Sinne wünsche ich allen Menschen und Tieren nicht nur einen schönen Valentinstag, sondern gleich ein ganzes Jahr voll Liebe, Wärme und Zärtlichkeit! "Muß Liebe schön sein?!" Liebe IST schön und immer und für alle da, egal ob gerade mit oder ohne Partner! Denn man sieht bekanntlich nur mit dem Herzen gut...

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