Von Katzen, Schlangen
und Wühlmäusen....

... und wieder einmal ist es Herbst geworden! Die Blätter an den Bäumen haben sich bunt gefärbt, und nachts friert es bereits beträchtlich. Da lobe ich mir meine warme, gemütliche Kellerwohnung und eine dito Decke, in die man sich abends warm auf dem Sofa einrollen kann. Dazu eine schöne Kanne Tee, eine Duftkerze und ein gutes Buch - und schon haben wir den Inbegriff der Gemütlichkeit! Es könnte ja so schön sein, wenn nicht im Garten ein paar äußerst hartnäckige Plagegeister mit ihren Aktivitäten begonnen hätten. Und diese Plagegeister nennen sich Wühlmäuse.

Es begann vor einigen Wochen, als Oma plötzlich ärgerlich von der Gartenarbeit in's Haus platzte und den Wühlmaus-Alarm ausrief: hinten beim Rhododendron hatte sie die ersten Gänge entdeckt. Vor drei Jahren hatten wir schon einmal eine Wühlmausplage, und wir wissen daher schon aus leidvoller Erfahrung, wohin das führt. Also wehret den Anfängen! Es werden also Gaspatronen gekauft (die aussehen wie zu dick geratene Wunderkerzen) zwecks Vertreibung der wühlenden Nager. Zuerst sieht auch alles danach aus, als hätten wir es geschafft. Zufrieden lehnen wir uns wieder in die Sesselkissen.... aber dann! Jetzt sind auf einmal die ersten Gänge im Vorgarten zu sehen! Wer einmal Wühlmäuse im Garten gehabt hat, der kennt das Bild: es sieht aus, als hätte jemand knapp unter der Erdoberfläche oder dem Rasen dicke, lange Feuerwehrschläuche verlegt, die sich dann kreuz und quer in interessanten Schlaufen und Kreuzungen durch den halben Garten ziehen. Das sind dann die Wühlmausgänge, in denen man auch sofort beim Rauftreten einsackt und dabei sogar schmerzlich mit dem Fußknöchel umknicken kann (ist mir prompt bereits passiert). Also wieder Gaspatronen besorgt.... aber null Effekt. Jeden Tag verzeichnen wir weitere "Feuerwehrschläuche" im Garten, und Oma ist bereits den Tränen nahe. Ich schnappe mir Patch und zeige ihr die Gänge. "Hier, da mußt Du mal ordentlich auf die Jagd gehen!" Patch zeigt sich verständig und beginnt augenblicklich damit, den ersten Gang aufzugraben. Wie ein kleiner Maulwurf ist sie am Buddeln und schmeißt die Erdbrocken schwungvoll durch den Garten. Den halben Nachmittag beschäftigt sie sich mit den Wühlmausgängen, und hinterher erweckt der Rasen den Eindruck, als hätte eine Tiefbaufirma mit Probebohrungen begonnen. Irgendwann läßt sich auch Flöckchen im Garten blicken. Mäuse interessieren sie normalerweise überhaupt nicht, aber Patch's eifriges Gegrabe im Garten wirkt irgendwie ansteckend: auch Flöckchen beäugt die Wühlmausgänge und gräbt spaßeshalber mal ein bißchen mit. Doch nach einer Viertelstunde war's das dann aber auch schon wieder, und sie zieht sich lieber wieder nach drinnen, wo es warm ist. So eine Deserteurin!!!!!

Abends liege ich gerade wieder schön eingerollt auf meinem Sofa, da knallt die Katzenklappe, und Patch kommt hereingestürmt. Begeistert teilt sie mir mit, daß sie soeben eine Maus gefangen hat, und der Nager wird mir zur Begutachtung vor die Füße gelegt. Tja, es ist zwar eine Maus, aber leider definitiv keine Wühlmaus, denn die haben einen recht kurzen Schwanz und sehr kleine Öhrchen. Hier haben wir dagegen eine ganz gewöhnliche Feldmaus. Patch wird natürlich trotzdem gelobt, versteht sich. Ab jetzt kommt sie regelmäßig jeden Tag mit mindestens einer Maus, meistens sogar mit mehreren nach Hause. Doch alles normale Feldmäuse. Nicht eine einzige Wühlmaus! *grumpf* Im Garten gedeiht inzwischen das Desaster: die Wühlmäuse und Patch graben sozusagen um die Wette! Der ganze Vorgarten sieht inzwischen aus, als hätte ein fleißiger Bauer alles umgepflügt. Nur daß es sich hier ja nicht um ein Feld, sondern um unseren Rasen und die Blumenbeete handelt! Der Frust wächst. Ich konsultiere das Internet, Stichwort Wühlmaus. Dort lerne ich, daß "natürliche" Bekämpfungsmittel wie Knoblauch und Königskerze nicht wirklich Effekt haben. Auch Gaspatronen seien nicht immer das ultimative Mittel, sondern man solle bei starkem Befall wirklich zu Gift und Fallen greifen. Außerdem klärt sich die Frage, warum unsere Nachbarn von Wühlmäusen verschont bleiben, während sie sich bei uns ausgesprochen wohl zu fühlen scheinen: Wühlmäuse lieben neben Wurzelgemüse (das wir nicht im Garten haben) nämlich Rosen und die Wurzeln von Obstbäumen und Beerensträuchern. Und von all dem haben wir - im Gegensatz zur Nachbarschaft - eindeutig genug. Wir haben auch im wahrsten Sinne des Wortes von den Mäusen genug, und somit starten Tini und ich zum Einkauf: wir lassen uns über Gift und Fallen beraten! Die Fallen, die man uns anbietet, erinnern mich an kleine vertikale Tellereisen. Man soll sie in die Gänge setzen. Die Dinger sind mir suspekt, und ich frage vorsichtig den Verkäufer, ob da nicht auch Katzen, die in den Gängen herumgraben, gefährdet sind. Ja, sind sie. Nein danke, diese Fallen möchte ich nicht. Gibt es nicht andere? Jaaaaaaaaaa.... äh...... also, da müssen sie sich dann wohl an den Fachhandel für Jägerbedarf wenden. JÄGERBEDARF????? Außerdem: wo gibt es denn hier wohl so ein Fachgeschäft? Die Idee mit den Fallen wird verworfen. Wie sieht es dann also mit Gift aus? Da gibt es in der Tat ein paar Mittelchen. Man empfiehlt uns einen Fraßköder, den man tief in die Gänge füllt und dann mit Steinen abdeckt. Der Köder basiert auf Wurzelgemüse, sollte also nicht ganz so interessant für Katzen sein. Mit dem Mut der Verzweiflung wird also der Köder gekauft und ausgelegt. Am nächsten Tag kontrolliere ich die Auslegestellen: die Köder sind sichtlich gut angekommen und waren alle restlos vertilgt. Aber Effekt hatte er nicht sonderlich, denn scheinbar hat er eher gewirkt wie ein Vitaminschubs: die Aktivitäten der Wühlmäuse haben sich nämlich sichtlich verdreifacht.... *Raaaaaah!!!*

Während wir draußen also den verzweifelten Kampf gegen die Wühler führen (den wir im übrigen noch immer nicht gewonnen haben!), toben drinnen im Haus Kämpfe ganz anderer Art. Bekanntlich haben wir ja auch ein Terrarium mit einer Strumpfbandnatter als "Insasse". Unsere heißgeliebte Straps, die erste Natter, ist ja im Sommer unter tragischen Umständen ums Leben gekommen (Einzelheiten dazu stehen übrigens auf der Abschiedsseite unserer Homepage), und inzwischen ist eine neue Natter eingezogen. Unsere Straps war eine sehr ängstliche und ausgesprochen handzahme Schlange. Gebissen hat sie uns z.B. nie, sondern genoß sogar die regelmäßigen Streicheleinheiten im Nacken. Auch sonst benahm sie sich recht atypisch, weil sie nämlich sehr wasserscheu war, was Strumpfbandnattern sonst überhaupt nicht sind! Ganz dramatisch war es außerdem immer, wenn unsere Miezen sich vor dem Terrarium tummelten und auf Jagd aus waren, denn Straps hatte fürchterliche Angst vor ihnen. Doch nun ist unsere Neue da! Die ist eine Strumpfbandnatter wie aus dem Handbuch: schwimmt für ihr Leben gern und ringelt sich begeistert auf ihrem Heizstein. Respekt vor den Katzen hat sie auch nicht - im Gegenteil. Sitzen die Katzen vor der Scheibe des Terrariums, weicht sie keinen Zentimeter. Wenn Patch und Flöckchen aber zum tausendendsten Male am Abend vom Terrarium weggescheucht worden sind (das ist notwendig, denn die Frontscheibe ist nur aus dünnem Plexiglas und verkratzt daher schnell durch das Bepfoteln mit Katzenkrallen), dann provoziert die Madam die beiden Fellnasen erst so richtig kräftig und vollführt die schönsten Tänze direkt hinter der Scheibe, wohl wissend, daß die Katzen sie aus ca. einem Meter Abstand beobachten und nichts machen dürfen. Die beiden Fellnasen, die nicht jagen dürfen, drehen dann natürlich regelmäßig durch - und die Schlange scheint sie dabei förmlich auszulachen...

Auch vor uns hat die Natter übrigens nicht den leisesten Respekt und beißt wie ein Teufelchen, wenn man sie aus dem Terrarium nimmt (und das muß man ja schließlich regelmäßig, denn auch ein Terrarium muß mal saubergemacht werden). Bevor sich der Leser hier nun mit Schaudern abwendet: keine Angst - eine Strumpfbandnatter ist im ausgewachsenen Zustand nur ungefähr einen Meter lang, dabei aber so schmal wie der kleine Finger einer relativ zierlichen Damenhand. Entsprechend klein ist somit auch der Kopf, und ungiftig ist das Tier allemal. Allerdings kann es durchaus empfindlich zwicken, wenn sie eine passende Hautfalte gefunden hat, und die kleinen Zähnchen pieksen sich sofort durch die Haut. Aus diesem Grunde folgen wir inzwischen dem Rat des Fachmanns und tragen nach den ersten einschlägigen Erfahrungen mit Schlangen-Gebissabdrücken in der Hand nun immer Latex-Chirurgenhandschuhe. Da kommen nämlich die kleinen Beißerchen nicht gleich auf Anhieb durch, und man hat trotzdem noch Gefühl genug in der Hand, um dem zarten Tier nicht weh zu tun, wenn man es hält. Aber vor den Attacken schützen auch die Handschuhe nicht immer hundertprozentig: Tini hat die Schlange gerade mal wieder wegen einer anstehenden Reinigung des Terrariums in der Hand, als diese sich in einer unaufmerksamen Sekunde blitzschnell ein paar Zentimeter Luft verschafft - und prompt zuschnappt! Zack! Die Schlange hat sich in Tinis Fingerknöchel festgebissen und will nun nicht mehr loslassen. Fasziniert können wir beobachten, daß eine Schlange ihre Kiefer komplett um 180° auseinanderklappen kann, und das sieht schon wirklich sehr seltsam und befremdlich aus. Während wir noch begeistert diskutieren, ob man davon nicht ein spektakuläres Foto machen könnte, ruft Tini uns unwirsch zu Ordnung: "Ey, das tut weh! Könntet Ihr mich mal bitte von der Madam befreien?!" Tja, würden wir gerne - bloß womit? Angreifende Schlangen bringt man nämlich zum Loslassen, indem man ihnen ein alkoholgetränktes Tuch über den Kopf hält. Doch wir sind ein Nichttrinker-Haushalt! Woher also den Alkohol nehmen? Da Straps uns nie gebissen hat, dachte natürlich auch keiner daran, rechtzeitig Alkohol zu bunkern. Wir fleuchen also durch's Haus und durchwühlen hektisch alle Schränke, gefolgt von Tini mit sozusagen hinterherwehender Schlange an der Hand. Das muß ein selten beklopptes Bild abgeben, denke ich noch so bei mir: das Rellinger Irrenhaus auf Wandertag! Doch nach intensiver Suche findet sich glücklicherweise irgendwann eine uralte angebrochene Flasche Cointreau, die vor Ewigkeiten mal zu irgendeinem Anlaß "zum Anbieten" erworben und zwischenzeitlich natürlich wieder komplett vergessen worden war, da sich hier keiner für das Zeugs interessiert. Der Cointreau wird auf ein Stück Küchenkrepp gekippt und der Schlange unter die Nase gehalten. Er tut nach einer Weile auch glücklich seine Wirkung und zwingt das kleine grüne Beißreptil zum Loslassen. Tini atmet sichtlich auf: schön, wenn der Schmerz nachläßt.... "Gleich morgen wird sicherheitshalber ein Flachmann gekauft und deponiert", ist ihr leicht grollendes Résumé zur ganzen Aktion. Währenddessen wird die nunmehr etwas beschwipste Schlange umgehend in ihr Terrarium zurückverfrachtet, und die freut sich sichtlich über ihre dort schon bereit liegende Wochenration Fisch, die sie jetzt sicherlich auch noch als Belohnung für ihr Verhalten wertet, wie wir leicht mißtrauisch vermuten.... Wer weiß!

Die Beißattacken unserer neuen Strumpfbandnatter haben aber auch ihr Gutes, denn sie haben letztlich zu ihrem Namen geführt, über den wir uns hier nämlich lange nicht einig werden konnten! Oma war ja ursprünglich wieder für "Straps", aber Tini und ich waren dagegen: wir finden es nämlich ziemlich blöd, seine Tiere einfach nur durchzunumerieren. Der Vorschlag "Smaragd" wurde dann allerdings von Oma abgelehnt - zu lang. Es sollte ihrer Meinung nach ein kurzer Name sein. Also "Kaa"? Ach, zu abgegriffen irgendwie. Wir haben wochenlang diskutiert, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Ein Name muß einfach richtig passen! Wie nennt man also so ein kleines, grünes, bissiges Monster?! Irgendwann zitiert Tini grinsend aus dem Horrorkomödien-Musical "Little Shop of Horrors" eine Textpassage: "I'm mean and green!" (= ich bin gemein und grün). Wir lachen uns Schrott. Das paßt! Im besagten Musical gibt diesen Satz die bösartige fleischfressende Pflanze Audrey II von sich. Und schon hat auch unsere neue Natter endlich ihren Namen weg: Audrey!

Das nächste Problem steht auch gleich ins Haus: denn wie ich schon sagte, wir haben wieder Herbst. Und somit steht auch wieder der nächste Impftermin für die Katzen an. Dieses Mal habe ich mit Frau Doktor abgesprochen, daß sie lieber zu uns ins Haus kommen soll statt wir in die Praxis. Ich habe Flöckchens Panikattacken ja bereits in meiner ersten Kurzgeschichte ausführlich beschrieben, und da ich wirklich Sorge um ihre Gesundheit habe, wollte ich ihr den Transport im Korb dieses Mal ersparen. Kein Problem, unsere Tierärztin hat für so etwas Verständnis. Am fraglichen Termin, etwa eine halbe Stunde bevor Frau Doktor hier anrückt, hole ich Patch aus dem Keller nach oben und verschließe die Kellertür: nicht, daß sie es sich noch in letzter Sekunde überlegt und im entscheidenden Moment lieber durch die Katzenklappe nach draußen entschwindet! Patch merkt allerdings, was die Glocke geschlagen hat: der obere Bereich des Hauses ist Flöckchens Revier und nicht ihres. Warum soll sie also oben sein, wenn nicht gerade Fütterungszeit ist?! Patch mauzt einen lautstarken Protest und geht energisch die Terrassentür hoch. Nein, Liebes, Du mußt jetzt leider hierbleiben. Flöckchen kapiert dagegen noch immer nichts. Klar, sie wundert sich schon ein bißchen, daß Patch nun auch die ganze Zeit oben ist, aber weitere Schlußfolgerungen zieht sie sichtlich noch nicht. Aber dann klingelt es an der Tür und Frau Doktor betritt den Flur..... oh weh!!!!! Vier tellergroß aufgerissene Katzenaugen starren sie entsetzt an. Hilfe, der Tierarzt!!!!!!!!!!! Doch Flucht ist unmöglich, alle Ausgänge sind versperrt. Da Patch diesmal zur Abwechslung diejenige ist, die am meisten Panik schiebt, nehmen wir sie zuerst dran. Wir haben den Esstisch als Impfplatz auserkoren, und ich versuche verzweifelt, die sich wie ein Aal windende Tigerine festzuhalten. Aber dieses ansonsten so sanfte Tier hat überhaupt keine Lust zum Mitspielen und veranstaltet statt dessen mit mir einen olympiareifen Ringkampf. Frau Doktor hat es ziemlich schwer, da noch ihre Spritze gut zu setzen. Patch faucht sogar ärgerlich (das macht sie sonst nie), und nach der Spritze lassen wir sie sicherheitshalber auch sofort raus: wie ein getigerter Blitz verschwindet sie hochbeleidigt im Garten. Flöckchen hat das alles natürlich nun mitbekommen und möchte selbstverständlich auch gleich mit raus. Hilft aber nix, auch sie muß erstmal auf den Tisch. Der nächste Ringkampf! Flöckchen ist größer und schwerer als Patch - also entsprechend noch viel schwerer zu halten als sie. Als die Prozedur endlich vorbei und beide beleidigten Katzen im Gartennirwana bis auf weiteres verschwunden sind, bin ich zwar schweißüberströmt, aber doch sehr erleichtert. Trotz der Ringkämpfe auf dem Tisch und auch trotz der Tatsache, daß ich diesmal diejenige war, die sich (durch das Festhalten) bei den Fellrollen unbeliebt gemacht hat, finde ich, die Impfung ist dieses Jahr wesentlich problemloser gelaufen als sonst. Dabei möchte ich jetzt also auch in Zukunft bleiben. Für Flöckchen ist es doch erheblich streßfreier so. Und Patch liebt Transportkörbe und Autofahren ja auch nicht gerade heiß und innig - da kämpfe ich dann doch lieber mal zwei Minuten mit ihr, aber die Prozedur als solches (und somit der Streß) ist wesentlich kürzer für sie.

So, jetzt muß ich aber langsam aufhören zu erzählen, denn ich muß mich dringend wieder um die Wühlmäuse kümmern! Das versteht Ihr doch sicher.....

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